Is anybody home?

Mit einer vorweihnachtlichen Fingerübung gastieren Gob Squad, die das Berliner Publikum sonst vor allem im HAU sehen kann, nach längerer Zeit mal wieder an der Volksbühne. Für die „Prater Studios“-Reihe haben sie ein Live-Film-Format entwickelt: je zwei Performer*innen aus dem deutsch-britischen Kollektiv, die mittlerweile um die 50 sind, stöbern in der Wohnung eines jüngeren Kollegen/einer jüngeren Kollegin herum. Die Besetzung variiert bei jeder Show.

Zur Premiere kommt Zarah Kofler im Pyjama auf die Bühne und verfolgt von ihrem Bett aus das Geschehen, das per Live-Wackel-Kamera aus ihrer Neuköllner Wohnung in die Volksbühne am Rosa Luxemburg-Platz übertragen wird. Nina von Mechow hat hierfür eigens eine Laufsteg-Rampe gebaut, über die Kofler zu ihrem Logen-Platz flanieren kann.

Sie wünscht sich, endlich von ihrer Kunst leben zu können und anzukommen, vertraut sie Mira Partecke (zugeschaltet vom Schminktisch in der Garderobe) und dem Publikum an. Das hat sie sicher mit vielen Altersgenoss*innen gemein, die es nach Berlin zog und die hier Fuß fassen wollen. Die künstlerische Vita der 24 Jahre jungen Österreicherin ist noch recht übersichtlich: ihr Agentur-Eintrag verzeichnet einen Werbespot, einen Chor-Auftritt in einer Pollesch-Inszenierung und eine Nebenrolle in einer P14-Produktion im 3. Stock. Aus dieser hauseigenen Nachwuchs-Truppe stammen auch die meisten Spieler*innen, in deren Wohnungen die nächsten „Is anybody home?“-Ausgaben zu Gast sind.

Sean Patten und Simon Will, zwei Briten aus dem Gob Squad-Kollektiv, stöbern durch Koflers Wohnung, lesen mit ihrer Erlaubnis im Tagebuch und plaudern über die herumliegenden Gegenstände und Klamotten. Das ist einerseits sehr intim, andererseits bleibt es doch sehr an der Oberfläche. „Is anybody home?“ ist nicht mehr als ein launiges Intermezzo, die Volksbühne ist denn auch zur Premiere nur halb voll. Wie von früheren Gob Squad-Arbeiten wie „Show me a good time“ gewohnt, gibt es auch noch etwas Small-Talk mit Passanten vor dem Neuköllner Späti, aber an diesem eisigen Winterabend bleiben die meisten kurz angebunden.

Bild: David Baltzer

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