The Silver Dollar Duke

Vorsichtig öffnet Simon Toldam die Tür und leuchtet sich mit der Taschenlampe durch das Nachtasyl im dritten Stock des Hamburger Thalia Theaters. Langsam sucht er sich den Weg zu seinem Keyboard. Fast unbemerkt huscht hinter ihm eine Gestalt herein: verborgen unter einer schwarzen Kutte wirkt sie wie ein Gespenst oder der Tod persönlich.

Unterstützt von einer Assistentin entledigt sich Madame Nielsen, die dänische Performerin und Schriftstellerin, des Umhangs und wechselt mehrfach ihre Kostüme. Mit brüchiger Stimme singt sie Songs der androgynen Glamrock-Legende David Bowie.

Nur schemenhaft ist Nielsen anfangs hinter einem Gaze-Vorhang zu erkennen, erst nach und nach wird ihre ganze Erscheinung sichtbar. Der fast überirdisch schönen, ätherischen Erscheinung des jungen Bowie setzt Nielsen ihre sehr fragile, beängstigend ausgemergelte Statur entgegen.

Konzept dieser düsteren, vor einem Jahr beim Festival in Bergen entwickelten Hommage ist es, die Hymnen vergangener Jahrzehnte („Heroes“, „Space Oddity“, „Let´s dance“) nicht so kraftvoll und glamourös wie gewohnt erklingen zu lassen, sondern dass sie hier ein hohlwangiges, mit jeder Geste die Vergänglichkeit des Menschen ausstrahlendes Wesen vorträgt, das so verletzlich und mit ihrer Lebenskraft am Ende wirkt. Auf ganz andere Art als Bowie ist auch sie nicht klar zwischen den binären Geschlechterrollen zu verorten.

Bild: Eivind Senneset

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