Heroico

Für den jungen Rekruten Luis Núñez (Santiago Sandoval Carbajal) beginnt eine Höllenfahrt, nachdem er die Befragung und Gruppenmusterung in der nationalen Militärakademie von Mexiko hinter sich hat. Ihr unmittelbarer Vorgesetzter Eugenio Sierra denkt sich, unterstützt von Handlangern und Mitläufern, täglich neue Schikanen und Demütigungen aus, mit dem er die Neulinge drangsalieren kann.

Die Stärke des zweiten Spielfilms von David Zonana, dass er diese Albtraumwelt toxischer Männlichkeit mit chirurgischer Präzision schildert, ohne in Torture Porn abzugleiten, wie wir ihn bei seinem prominenteren mexikanischen Landsmann und Co-Produzenten Michel Franco in „New Order“ erleben mussten.

In konzentrierten 88 Minuten erleben wir das Schicksal der Hauptfigur mit, der von Eugenio zunächst geschont wird. Warum der Sadist den unscheinbaren Jungen unter seine Fittiche nimmt und bevorzugt, wird nicht ganz klar: Ihn beeindrucken seine Schießkünste. Einmal sagt er auch, Luis erinnere ihn so stark an seine eigene Anfangszeit. Auch eine unausgesprochene homoerotische Anziehung scheint eine Rolle zu spielen, wie Jordan Mintzer im „Hollywood Reporter“ nach der Sundance-Premiere schrieb. Im Gegenzug verlangt Eugenio von seinem Schützling, dass er blind alle Befehle folgt, seine Kameraden schlägt, einen Hund abschlachtet und sich auch an den Raibzügen seiner Gang in Villen beteiligt.

Luis ringt mit sich: Nur solange er Soldat ist, kann seine Mutter von seiner Krankenversicherung profitieren und die teuren Spezialbehandlungen gratis bekommen. Für das Durchhalten spricht auch die Mahnung des Generals an der Spitze der Akademie, dass es außerhalb des Militärs für Indigene wie sie beide kaum Aufstiegschancen gebe. Dennoch werden die Skrupel und Alpträume größer, je öfter eher miterleben muss, dass Neueinstieger zusammenbrechen oder völlig verschwinden.

„Heroico“ läuft im Panorama der Berlinale 2023 und ist ein packendes Drama aus Lateinamerika.

Bild: Teorema

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert