Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste

Mit dem tragischen Ende von Ingeborg Bachmann steigt Margarethe von Trotta in ihr Biopic ein: als gebrochene Frau schleppt sich Vicky Krieps in der Rolle der Schriftstellerin durch einen dunklen Gang, aus dem alten Wählscheiben-Telefon dröhnt ihr das hämische Lachen von Max Frisch entgegen.

In knapp zwei Stunden und mit zahlreichen Zeitsprüngen und Rückblenden erzählt von Trotta Episoden aus Bachmanns Leben: von der toxischen Beziehung zum Schweizer Schriftstellerkollegen Frisch, der von Ronald Zehrfeld als grobschlächtiger Macho dargestellt wird, von der Sehnsucht nach ihrer Wahlheimat Rom, in der sie ihr Komponistenfreund Hans Werner Henze (Basil Eidenbenz) immer wieder aufrichtete, und von ihrer Beziehung zu ihrem österreichischen Landsmann und Schriftstellerkollegen Adolf Opel (Tobias Resch), mit dem sie die titelgebende Reise in die Wüste unternahm. Mit einem glücklichen Moment, in dem Bachmann so gelöst wie sonst nur in Italien wirkt, endet der Film. Ansonsten leidet Vicky Krieps wieder einmal so unglücklich wie in den meisten ihrer letzten Rollen, z.B. als Sisi in „Corsage“.

Margarethe von Trotta ist sicher eine der prägenden Regisseurinnen des bundesdeutschen Kinos der Nachkriegszeit. Ihre Verfilmung von Heinrich Bölls RAF-und BILD-Zeitungs-Roman „Die verlorene Ehre der Katharina Bluhm“ (1975, gemeinsam mit ihrem Mann Volker Schlöndorff) und vor allem „Die bleierne Zeit“ über die Ensslin-Schwestern (Goldener Löwe Venedig 1981) sind wichtige Zeitdokumente und eindrucksvolle Kunstwerke. Auch als Verneigung vor ihrem Lebenswerk ist zu verstehen, dass von Trotta mit dem Ingeborg Bachmann-Biopic noch einmal und als eine von insgesamt fünf deutschen Regisseur*innen in den Wettbewerb der Berlinale eingeladen wurde.

Ihr neuer Film ist solides Bildungs-Fernsehen für die coproduzierenden Sender arte und ZDF, recht hölzern sind einige Dialoge geraten und dementsprechend sind die 110 Minuten streckenweise etwas zäh. Für zustimmende Lacher sorgte bei der Berlinale-Pressevorführung im Berlinale-Palast die Klage von Bachmann/Krieps über das schlechte, graue Wetter in der Stadt. Damit sprach sie vielen nach zwei Tagen voller Wind und Regen aus der Seele.

Bild: Wolfgang Ennenbach

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert