Jeeps

Jeeps ist ein typischer Text von Nora Abdel-Maksoud: hochtourig, mit schnell abgefeuerten Pointen, der sich schmerzfrei auch in die tieferen Regionen der Kalauer und Zoten hinabbegibt.

Am interessantesten ist die neue Groteske von Abdel-Maksoud, wenn sie sich – drastisch und zugespitzt wie gewohnt – mit gesellschaftlichen Missständen befasst: mit den Schikanen der Jobcenter und mit der Schere zwischen Arm und Reich, die durch die Generation der Erben noch größer wird. Die Profiteure sind meist westdeutsche Akademiker, stellvertretend für diese Schicht die „Laptops in Lederhosen“-Jungunternehmerin Silke (Gro Swantje Kohlhof mit Föhnfrisur).

Die Idee, das Erbrecht durch eine Lotterie zu ersetzen, gibt der Satire Drive. Ein hervorragendes Quartett feuert die Pointen in hohem Tempo ab: neben Kohlhof sind dies die weiteren Ensemble-Mitglieder Vincent Redetzki (als unbestechlicher, sein Amtsdeutsch demonstrativ vor sich hertragender Jobcenter-Mitarbeiter Gabor) und Stefan Merki (als älterer Kollege Armin) sowie als Gast Eva Bay, die schon am Gorki Theater regelmäßig mit Abdel-Maksoud zusammenarbeitete.

Der Text wäre noch stärker, wenn er seine zentrale Idee noch mehr ausbauen und sich weniger in Nebensträngen verlieren würde. Spaß macht die bitterböse, schwarze Groteske aber auch so. An den Münchner Kammerspielen wurde sie im Lockdown 2021 als vielversprechende Tischprobe im Livestream präsentiert, ein halbes Jahr später hatte sie auch vor Präsenz-Publikum Premiere, entwickelte sich zum Hit und schaffte es auf die Shortlist zum Theatertreffen 2022. Auch wenn „Jeeps“ es damals nicht in die 10er Auswahl schaffte, war es an diesem Wochenende doch noch in Berlin zu sehen: als zweitägiges Gastspiel im Gorki Theater in Kooperation mit dem Projekt „Wer zahlt die Zeche? Für eine gerechte Zukunft“ der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Bilder: Armin Smailovic

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