Antonius und Kleopatra

Als der Streit um die Nichtverlängerung und die Hausverbote für zwei Schauspielerinnen im Dezember 2022 eskalierte, beendete Claudia Bauer ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Leipzig als Hausregisseurin, die mit „89/90“ (2017) und „Süßer Vogel Jugend“ (2020) mit zwei Theatertreffen-Einladungen belohnt wurde.

Ein letztes Mal inszenierte sie heute Abend noch in Leipzig, allerdings nicht mehr auf der großen Bühne, sondern der Nebenspielstätte Diskothek. Die Shakespeare-Tragödie „Antonius und Kleopatra“, die in leidenschaftlicher Liebe und Intrigen gemeinsam untergehen, hat sie sich vorgenommen und macht daraus ein komödiantisches kleines Kammerspiel-Projekt. Als „Shakespeare-Installation im Kolonialstil“ ist der Abend im Untertitel angekündigt, dahinter verbirgt sich dann aber dann doch ein recht gewöhnlicher, zeitgenössischer Theaterabend.



Die von Frank Günther übersetzten Verse Shakespeares werden mit viel Slapstick und Kunstblut, ein paar Farbklecksereien und mancher Live-Video-Aktion begleitet, die im Stil von Frank Castorf/Bert Neumann von Fabian Polinskis Kamera aus der Kolonialstil-Villa (Bühne wie üblich bei Claudia Bauer: Andreas Auerbach) eingefangen werden. Teresa Schergaut, die Bauer 2021 von der Berliner Volksbühne mitbrachte, und Patrick Isermeyer spielen das royale Paar. Diese Konstellation lebt von den Gegensätzen: Isermeyer als durchtrainierter Modellathlet mit knappster Unterwäsche, Schergaut mit einem üppigen Körper mit einem Body-Mass-Index jenseits der aktuellen Normen, aber mit einer Liz Taylor-Perücke, die an den Hollywood-Monumentalfilm von 1963 erinnert.

Zwischen Shakespeare-Pathos streuen sie schon zu Beginn ein paar Bemerkungen über Intimacy-Coaching ein und betonen das Projekthafte dieses Abschieds-Abends auch mit einem kleinen Schluss-Gag, als sie gemeinsam mit der Souffleuse Ditte Trischan, die unermüdlich neben der Villa über die Drehbühne marschierte, so taten, als ob sie sich gerade noch im Proben-Modus befinden würden und nicht gerade die Premiere hinter sich gebracht hätten.

Was Bauer und ihr Team an dem antiken und von Shakespeare bearbeiteten Stoff besonders reizte, wird auch nach Programmheft-Lektüre nicht ganz klar. Als Parabel über Machtausübung, wie sie Michael Bartsch in seiner Nachtkritik feiert, ist der Abend zu dünn. Heraus kam eine ganz unterhaltsame Fingerübung vor der letzten Premieren-Party.

Theatertreffen-Stammgast schaffte es auch mit diesem kleinen Leipziger Abschieds-Abend auf die Shortlist des Theatertreffens 2024, für die 10er Auswahl war er jedoch offensichtlich zu leichtgewichtig.

Bilder: Rolf Arnold

 

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