Ein Mash-up aus dem Grimms Märchen-Klassiker, Gedanken zur Klimakrise und Schnipseln der feministischen Technoscience-Philosophin Donna Haraway servierte Kim d´Horizon, nonbinäre Gewinner*in des Deutschen und Schweizer Buchpreises, beim ATT-Gastspiel in der Box.
Die vier jungen Spieler*innen (drei am Anfang ihrer Karriere, einer noch im Studium) springen in den 75 Minuten von Rolle zu Rolle, vor allem Julius Engelsbach ist mit sehr häufigen Kostümwechseln beschäftigt. Er verkörpert all die Pilze, Flechten und futuristischen Geschöpfe, die bei Haraway eine so große Rolle spielen.
In hohem Tempo werden Anspielungen auf den Klimakrisen-Diskurse und den Haraway-Text abgefeuert, das Märchen von Hänsel und Gretel und der bösen Hexe bleibt als Rahmenhandlung ebenfalls andeutungsweise präsent.
Kim d´Horizons beim Berliner Gastspiel mit dem Hermann Sudermann-Preis ausgezeichneter Text hat aber mit demselben Problem wie frühere Haraway-Auseinandersetzungen, z.B. „The Shape of Trouble to come“ des FARN-Kollektivs um Sandra Hüller, zu kämpfen. Ähnlich wimmelbildartig und hektisch geistern die Figuren in den skurrilsten und schillerndsten Kostümen durch die Haraway-Gedankenwelt, ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen, wenn die Fragmente in so hohem Tempo und ohne einordnenden Kontext in einer spaßigen Performance geboten werden.
Bild: Yoshiko Kusano