Ein dystopischer Albtraumtrip ist die erste Hälfte des dritten, mit Spannung erwarteten Horror-Films von Ari Aster. Joaquin Phoenix ist als Titelfigur wieder mal in der Rolle eines manisch Getriebenen zu erleben, auf die er abonniert ist. Dramaturgisch sehr gekonnt lässt Aster ihn immer tiefer in Dantes Höllenkreisen aufnehmen: merkwürdige Vorkommnisse im Mietshaus häufen sich, Gewalt und Wahnsinn auf der Straße vor der Haustür erinnern an den Ekel-Faktor von Neukölln, schließlich findet er sich in der Obhut eines überfürsorglichen Arzt-Ehepaars wieder, das ihn pflegt und ein Trauma kompensiert.
Nach diesen sehenswerten anderthalb Stunden ist der Kinospaß vorbei, der Film schleppt sich aber weitere anderthalb Stunden seinem Ende entgegen. Nach einer ebenso langatmigen wie merkwürdigen Laientheater-Kopfkino-Sequenz verliert sich Aster immer tiefer in freudianisch-ödipalem Drehbuch-Quark. An die Qualität seines Vorgänger-Films „Midsommar“ konnte Aster nicht anknüpfen.
Bild: Leonine