How to blow up a pipeline

Das Indie-Drama „How to blow up a pipeline“ funktioniert auf zwei Arten: Daniel Goldhaber gelang ein packender, von nervös an- und abschwellenden, wummernden Bässen begleiteter Polit-Thriller über eine fiktive Gruppe junger Aktivisten, die aus Verzweiflung über die fortschreitende Klimakrise einen Anschlag auf eine texanische Pipeline planen. Mit fast dokumentarischer Genauigkeit folgt der Film den Vorbereitungsschritten und beschreibt die Binnendynamik der Gruppe. Je weiter die Sabotage-Aktion vorankommt, desto unruhiger wird die Kameraführung. In der dramatischen Zuspitzung der zweiten Hälfte kommen auch genretypische Motive wie Verrat hinzu.

Auf der anderen Seite ist der Film eine Reflexion, welche Gründe zur Radikalisierung von Umweltaktivisten wie z.B. der „Letzten Generation“ führen. In Rückblenden erzählt „How to blow up a pipeline“, inspiriert vom gleichnamigen Sachbuch des Schweden Andreas Malm, welche Motive und biographischen Erfahrungen die einzelnen Mitglieder der Gruppe antreiben: diese „Archetypen des Zorns“ (Karsten Munt in seiner Perlentaucher-Besprechung) reichen von der Bonnie & Clyde-Romantik des Pärchens Rowan & Logan (Kristine Froseth & Lukas Gage) bis zur Krebserkrankung von Theo (Sasha Lane), die vermutlich auf Industrie-Anlagen in ihrer Nachbarschaft zurückzuführen ist.

„How to blow up a pipeline“ ist also zugleich rasanter Genre-Film und Zeitdokument, das aktuelle, hitzige Debatten spiegelt. Nach der Premiere in Toronto 2022 startete das Indie-Drama am 8. Juni 2023 in den deutschen Kinos zufälligerweise zeitgleich zu Yael Ronens galliger Klimakrisen-Komödie „Planet B“ am Gorki Theater.

Bilder: fugu films

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