Mein fabelhaftes Verbrechen

Viele rechneten damit, dass Stammgast François Ozon seinen neuen Film auf der Berlinale präsentieren würde. Stattdessen startet „Mon crime“ („Mein fabelhaftes Verbrechen“) in dieser Woche als sommerlich leichte Komödie.

Dem Drehbuch, das Ozon selbst adaptierte, ist deutlich anzumerken, aus welcher Ära die Original-Vorlage stammt: Der Film basiert auf dem gleichnamigen Boulevardtheater-Stück von Georges Berr und Louis Verneuil aus dem Jahr 1934, der Blütezeit der Screwball-Comedy in Hollywood. Die Figuren stolpern mit pointierten Dialogen durch allerlei Verwicklungen, die nach überraschenden Wendungen ein für fast alle Beteiligten positives Ende nehmen.

Ozon betont das Altbackene der Vorlage: die verschiedenen Varianten, wie es wohl zum Mord an dem berühmten Produzenten gekommen sein mag, werden in expressionistisch angehauchten Schwarz-Weiß-Rückblenden eingeflochten. Auch sonst betonen Kostüme, Farbgebung und karikierend-überdrehte Spielweise v.a. der Nebenrollen die Künstlichkeit und Gegenwartsferne des Plots. Um so deutlicher kann der Regisseur vor dieser Folie die sehr aktuellen Bezüge zur #metoo-Debatte herausarbeiten.

Die hübsche, aber mäßig talentierte Schauspielerin Madeleine Verdier (Nadia Tereszkiewicz) wird in der Villa des Produzenten auf die Besetzungscouch gedrängt, kann sich aber losreißen und gilt als Hauptverdächtige, als der übergriffige Typ mit einer Kugel im Kopf aufgefunden wird. Ihre eloquente Mitbewohnerin ist zufällig Anwältin und erreicht mit einem flammenden Notwehr-Plädoyer, dass Madeleine nicht nur freigesprochen, sondern auch mit lukrativen Angeboten und medialer Aufmerksamkeit überhäuft wird. Bis Odette Chaumette, abgehalfterer Stummfilm-Star und die wahre Täterin, die Szenerie betritt: für diese Rolle hat Ozon Isabelle Huppert gewonnen, mit der erstmals seit zwei Jahrzehnten nach dem großen Erfolg mit „8 Frauen“ wieder zusammenarbeitet.

Manches an diesen 105 Minuten wirkt etwas angestaubt, insgesamt ist „Mein fabelhaftes Verbrechen“ aber doch ein ganz vergnüglicher Kinofilm.

Bild: Carole Bethuel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert