Bis keiner weint

Die Koproduktionen mit dem UdK-Nachwuchs gehören zu den Highlights der Neuköllner Oper. Alljährlich im Sommer dürfen die Studis im 3. Ausbildungsjahr ihr Talent zeigen, meist stammten die Stücke vom bewährten Duo Peter Lund/Thomas Zaufke.

Bei „Bis keiner weint“ stammt das Buch von Constanze Behrends und Franziska Kuropka, Lukas Nimscheck komponierte die Musik, Mathias Noack führt Regie. Ein „Meinungsmärchen mit Musik“ haben sie sich vorgenommen und einen ähnlichen Ansatz wie Yael Ronen in „Slippery Slope“ gewählt: der Kunstbetrieb wird durch den Kakao gezogen und all die aktuellen Debatten um #metoo, Cancel Culture, Political Correctness und Wokeness aufgegriffen.

Ein zynischer Gagschreiber (Nathan Johns) und eine lesbische PoC-Autorin (Tara Friese) werden von der Denglish- und PR-Blasen sprechenden Junior-Produzentin eines Streamingdienstes (Anna-Sophie Schmidinger) beauftragt, eine „eierlegende Wollmilchsau“-Version des Schneewittchen-Märchens zu schreiben, die möglichst viele Zielgruppen anspricht und bloß niemand triggert/verletzt. Als Hauptdarsteller werden ein Serien-Schönling (Fabio Kopf) und eine Instagram-Tütensuppen-und-Schminktipps-Influencerin (Laura Goblirsch) angeheuert.

Die Figuren sind ebenso wie beim ähnlich gestrickten Ronen-Musical bewusst sehr klischeehaft und werden durch eine Kette von Verwicklungen gejagt, die möglichst viele der oben genannten Themen antippt. Das Ensemble hat diesmal weniger Gelegenheit als bei Lund/Zaufke, sein Können zu demonstrieren. In einigen Szenen blitzt das Potenzial dann doch auf, z.B. bei der amüsanten LGBTQIA-Nummer des gesamten Ensembles als Schneewittchens Zwerge kurz vor der Pause.

In dieser Spielzeit gibt es noch zwei bereits ausverkaufte Vorstellungen am 13./14. Juli.

Bilder: Thomas Koy

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert