The Lost King

Im Spätsommer 2012 geisterte eine Meldung über die „Vermischtes“-Seiten der Presse: unter einem Parkplatz in der mittelenglischen Stadt Leicester wurde das Grab entdeckt, in dem vermutlich der legendäre König „Richard III.“ verscharrt wurde, dem William Shakespeare in seinem berühmten Drama ein Denkmal als äußerlich abstoßender und moralisch verkommener Intrigant gesetzt hat.

Eine Schulaufführung dieses Klassikers soll Philippa Langley so gepackt haben, dass sie sich in die Literatur zum Thema vergrub und die Suche nach der Grabstätte zu ihrer persönlichen Mission machte. In ihrer PR-Agentur wurde sie kaltgestellt, der Vorgesetzte gab Jüngeren den Vorzug, und auch privat erlebte sie eine Niederlage: ihr Mann John (Steve Coogan, auch Co-Autor des Drehbuchs) ließ sie mit den Kindern in der Wohnung zurück und startete eine Affäre mit einer anderen Frau.

Unermüdlich nervt sie alle und jeden, bis sie es tatsächlich schafft, genug Geld für eine archäologische Grabung zusammenzubekommen. Ihre Intuition schien sich bewahrheitet zu haben, den Ruhm und das Scheinwerferlicht genießen natürlich andere.

Stephen Frears, der zwischen den 1980er und 2000er Jahren große Erfolge im britischen Kino feierte, nahm sich diese wahre Begebenheit für eine schrullige Tragikomödie vor. Seine Sympathie ist eindeutig verteilt. Sie gehört ganz und gar Philippa Langley, die mit Sally Hawkins hervorragend besetzt ist. Diese Philippa ist wieder einmal eine dieser Hawkins-Rollen von naiv wirkenden Frauen, die windschief im Leben stehen, belächelt werden und mit erstaunlicher Ausdauer doch einiges erreichen.

Schlecht kommen der Historiker John Ashdown-Hill (James Fleet) und der Vize-Rektor der Uni Leicester weg: beide sind opportunistisch, vor allem auf den eigenen Vorteil bedacht und drängen Philippa beiseite, um sich im Ruhm sonnen zu können.

„The Lost King“ ist ein konventioneller Wohlfühlfilm, der seine Geschichte ohne große Überraschungen erzählt und von der Hauptdarstellerin lebt. Während die Dialoge des Ehepaars Langley oft zotig nach Altherrenhumor geraren, sind die Szenen, in denen Philippa der König Richard III. (Harry Lloyd) in Zwiegesprächen erscheint, eher gelungen.

Nach der Premiere in Toronto im September 2022 dauerte es eine ganze Weile, bis „The Lost King“ nach Deutschland kam. Nach dem Filmfest München im Juli 2023 präsentierte ihn auch das Filmfest Hamburg parallel zum Kinostart am 5. Oktober 2023.

Bild: © X Verleih AG

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