Die Lage

Nach dem verrätselt-anspielungsreichen Auftragswerk Ode für das Deutsche Theater Berlin, in dem er die Kunstblase karikiert, veröffentlichte Thomas Melle eine kleine Satire, in der es nichts misszuverstehen gibt. In einer munteren Farce, die stellenweise etwas zu plakativ wirkt, führt er die Probleme auf dem Mietmarkt vor.

„Die Lage“, 2020 in Stuttgart von Tina Lanik uraufgeführt und im März 2023 am neuen theater in Halle inszeniert, führt die Verzweiflung von Miet- und Kaufinteressenten vor. Abwechselnd schlüpft das Ensemble in die Rollen von Maklern der besonders schmierigen Sorte, die den schlangestehenden Interessenten völlig überteuerten Wohnraum anbieten.

Das Stück schnurrt in kleinen Episoden ab, die zunächst betont realitätsnah dem Haifischbecken zeitgenössischer Immobilienmärkte abgelauscht sind, gegen Ende in grotesk-stilisierte Handgreiflichkeiten münden. Als es der Makler mit dem Zwang zur finanziellen Selbstentblößung der potentiellen Klienten deutlich zu weit treibt, drehen diese den Spieß um und zwingen ihn zum Striptease.

„Die Lage“ ist nicht besonders vielschichtig und wohl auch nicht Melles bestes Stück, bietet aber einen unterhaltsamen Abend und wird landauf, landab nachgespielt. Max Radestock, der selbst lange am neuen theater Halle als Schauspieler engagiert war und in diesem Jahr sein Regie-Studium an der HfS Ernst Busch abgeschlossen ist, inszeniert den Abend im Wechsel aus präzisen chorischen Passagen und temporeichen Dialogen.

Bilder: Falk Wenzel

 

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