Die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik hat wieder tief in die zweite oder dritte Reihe im Regal des Kanons gegriffen und ein Stück hervorgeholt, in dem sich Politisches und Privates kammerspielartig verknäueln.
Wie schon in ihrer Bochumer Inszenierung von Maxim Gorkis „Kinder der Sonne“, die 2023 zum Theatertreffen eingeladen war, lässt Koležnik die Figuren in einer Halbdistanz. Das Stück ist in einem fiktiven Staat kurz nach dem 2. Weltkrieg angesiedelt, als die Blockkonfrontation zwischen NATO und Warschauer Pakt begann. Zwei idealtypische Figuren treffen aufeinander: der zynische Machttaktiker Hoederer (Marc Oliver Schulze) und der junge Journalist Hugo (Paul Zichner), der an die Ideale der Revolution glaubt oder dies zumindest vorgibt.
Überraschend an dem Abend ist die Ästhetik: statt ihrem Stamm-Bühnenildner Raimund Orfeo Voigt, der auch in Bochum den verwinkelten Flur anlegte, in dem die Gorki-Figuren auf engstem Raum ihre Seelennöte besprachen, setzt sie diesmal auf zwei Weggefährten Michael Thalheimers, deren Handschrift dem Berliner Publikum bestens vertraut ist: Olaf Altmann hat einen seiner wuchtig-kantigen Räume auf die Bühne gestellt, der mit lautem Knall im ersten und letzten Bild herunterknallt und Zichners Hugo fast zu erschlagen droht. Bert Wredes unverkennbar wummernder Sound droht das Geschehen auf der Bühne ebenfalls zu erdrücken.
Es wird nicht klar, was Koležnik an dem von Eva Groepler neu übersetzten Sartre-Stück interessiert: unentschlossen bleibt der knapp 90minütige Abend zwischen historischem Ideendrama und privatem Eifersuchtsmelodram. Matt schleppt sich der Abend dahin, begleitet von der wummernden und erdrückenden Sound- und Bühnenbildkulisse.
„Die schmutzigen Hände“ hatten am 26. Januar 2024 am Berliner Ensemble Premiere.
Bilder: Matthias Horn