Kammerspielartige Psychothriller auf engstem Raum sind die Spezialität des dänischen Regisseurs Gustav Möller. Mit seinem Debüt „The Guilty“ wurde er 2018 bekannt. Sechs Jahre später folgt nun „Vogter“ (auf Deutsch: Die Aufseherin, internationaler Titel: „Sons“).
Dänemarks Serienstar Sidse Babett Knudsen arbeitet in einem Gefängnis und wird recht plakativ als mütterlich-verständnisvoller Typ eingeführt: sie bietet Yoga-Kurse an und hilft bei Hausaufgaben der Weiterbildungskurse. Mit aufgerissenen Augen starrt sie auf einen der Häftlinge, der eines Tages in den Trakt für besonders gefährliche Schwerstverbrecher verlegt wird. Sie erkennt in ihm den Mörder ihres Sohnes.
Unter einem Vorwand lässt sich Eva Hansen dorthin versetzen und tut alles, um dem Neuankömmling Mikkel das Leben so schwer wie möglich zu machen, demütigende Ganzkörperuntersuchungen und Urinproben inklusive. Als sie in ihrem Rachedurst übers Ziel hinausschießt und Mikkel krankenhausreif schlägt, hat er sie in der Hand und erpresst eine Reihe von Sondervergünstigungen von ihr.
„Vogter“ ist ein handwerklich gut gemachter Psychothriller über Machtspiele und die mehrfache Verschiebung der Kräfteverhältnisse. Mit diesem Film stellte sich der junge dänische Regisseur Möller erstmals im Berlinale-Wettbewerb vor.
Bild: Nikolaj Moeller