A Traveller´s Needs

Wie am Fließband produziert der südkoreanische Regisseur Hong Sangsoo seine Filme, in denen sehr, sehr viel geredet wird. Und so sicher wie Heiligabend auf den 24. Dezember fällt, hatte er in den vergangenen Jahren auch seinen Stammplatz im Programm der Berlinale. Das war eine der wenigen Konstanten der Ära Kosslick und der kurzen Amtszeit von Chatrian/Riessenbeek, die mit dieser Ausgabe endet.

Zum dritten Mal arbeitet Hong mit der französischen Star-Aktrice Isabelle Huppert zusammen. Sie gibt dem Film Witz und Esprit, verleiht im Kontur. Sie spielt eine Frau, die in Korea gelandet ist und sich dort eine Existenz als private Französischlehrerin für die gelangweilte Oberschicht aufbaut. Über ihr vorheriges Leben erfahren wir nur, dass es wirtschaftlich äußerst prekär war und sie keinerlei Ausbildung für ihren neuen Job hat.

Dennoch tritt die namenlose Frau sehr selbstbewusst auf, plaudert sich bei viel Makgeolli durch die Sitzungen und hat eine unkonventionelle Lehrmethode entwickelt: den Schülerinnen stellt sie sehr persönliche Fragen. Ihre Antworten übersetzt sie in ihre Muttersprache und gibt ihnen die Karteikarten zum Memorieren: Lernen durch emotionale Trigger lautet ihre Devise.

Wie üblich macht sich Hong einen Spaß aus Redunanzen: die Antworten der Schülerinnen sind zum Teil wortgleich, auf Spaziergängen stoßen die Figuren immer wieder auf koreanische Lyrik. So plätschert die skurrille Komödie gefällig dahin, fällt aber im letzten Drittel deutlich ab. Hupperts Figur lebt mit einem jüngeren koreanischen Partner zusammen. Als seine übergriffige Mutter unangemeldet hereinschneit, verabschiedet sich die Migrantin schnell. Der hysterische Anfall der Mutter bleibt nicht aus, als sie nach penetrantem Löchern von der Beziehung des Sohnes erfährt.

„A Travellers´s Needs“ (im Original: „Yeohaengjaui pilyo„) folgt nicht ganz so vorhersehbar den ausgetretenen Hong-Pfaden und ist immerhin ganz amüsant, aber kein großer Wurf. Die Jury verlieh Stammgast Hong Sangsoo dennoch einen weiteren Silbernen Bären (Großer Preis der Jury).

Bild: 2024 Jeonwonsa Film Co.

 

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