Isabelle Huppert war nicht nur Hauptdarstellerin des mit einem Silbernen Bären prämierten Hong Sangsoo-Films „A Traveler´s Needs“, sondern auch im Panorama mit einem Film des französischen Altmeisters André Téchiné vertreten.
Darin spielt sie die Polizistin Lucie, die nach dem Suizid ihres Mannes (Moustapha Mbengue) in Trauer und eine Sinnkrise stürzt. Neue Lebensfreude bekommt sie durch die frisch eingezogenen Nachbarn: sie freundet sich mit dem eiskunstlaufbegeisterten Mädchen Rose (Romane Meunier) und der Mutter Julia (Hafsia Herzi). Schwierig wird es, als sie bemerkt, wie tief der Vater und Ehemann Yann (Nahuel Pérez Biscayart) in ACAB- und Schwarzer Block-Aktivitäten verstrickt ist. Er steht unter Hausarrest, aus dem er jedoch immer wieder ausbricht.
Anfangs sehr spröde, dann dramatischer erzählt der mittlerweile 80 Jahre alte Téchiné von dem Dilemma, in das sich Lucie verstrickt: sie möchte den neuen Freunden hier und da einen Gefallen tun, um den sie gebeten wird, verstrickt sich aber immer tiefer in gesetzwidrige Aktionen, die zwangsläufig zur Suspendierung durch ihren Vorgesetzten (Stéphane Rideau) führt.
„Les gens d´à côté“ (internationaler Titel: „My new friends“) ist ein 85 Minuten kurzes Arthouse-Drama, das seinen zentralen Konflikt schnörkellos entfaltet. Trotz der prominenten Hauptdarstellerin reichte es nicht zu einer weiteren Einladung in den Wettbewerb um die Goldenen Bären, an dem Téchiné bereits vier Mal in der Ära Kosslick teilnahm, u.a. mit dem sehenswerten Coming of Age-Drama „Mit 17“ (2016).
Bild: Roger Arpajou