Der Teddy der Berlinale 2024 ging an einen leisen, konzentrierten Spielfilm aus Hongkong: Ray Yeung erzählt in den ersten Einstellungen von der Harmonie und Vertrautheit eines lesbischen Paares, das seit drei Jahrzehnten zusammenlebt. Angie (Patra Au Ga Man) und Pat (Maggie Li Lin Lin) schlendern durch die Stadt, treffen Freundinnen, essen im Kreis der Großfamilie. Alles scheint gut.
Bis Pat überraschend stirbt. Sie hinterlässt kein Testament, nur einen spät auftauchenden Word-Dokument-Entwurf, eine Ehe für homosexuelle Paare gibr es bislang nicht, erst vor wenigen Monaten im September 2023 fällte der Oberste Gerichtshof das Grundsatzurteil, dass der Staat gleichgeschlechtliche Partnerschaften anerkennen muss, auch wenn die Ehe ausgeschlossen bleibt.
Für Angie gibt es keine Absicherung: alle Bankgeschäfte hat die Partnerin erledigt, auch als Eigentümerin der Wohnung ist nur die verstorbene Pat eingetragen. Nach ihrem Tod tritt der Familien-Clan auf den Plan: Pats Bruder wird vom Notar als Verwalter des Erbes bestimmt. Ständig kommt es zu Konflikten: Angie kann Pats Wunsch nach einer Seebestattung nicht durchsetzen und steht im Krematorium in der letzten Reihe. Schließlich soll sie auch noch aus der Wohnung ausziehen.
An vielen kleinen Beispielen schildert Regisseur Ray Yeung, der nach „Suk Suk“ (2020) zum zweiten Mal mit einer Geschichte über alternde, queere Menschen im Panorama der Berlinale eingeladen ist, von Angies Diskriminierung und Ausgrenzung.
Bild: Mise en Scene filmproduction