Dave

Als Raphaela Edelbauers Roman „Dave“ im Frühjahr 2021 erschien, schwärmten die Feuilletons von einem spannenden KI-Gedankenspiel und einem philosophischen Actionroman voller popkultureller und geistesgeschichtlicher Referenzen. Im selben Jahr erhielt die Wiener Autorin auch den Österreichischen Buchpreis.

Für die Box des Deutschen Theaters Berlin machte sich Wilke Weermann an die schwierige Aufgabe, aus dem Roman eine 100minütige Spielfassung zu destillieren. Wesentliche Passagen werden aus dem Off eingesprochen, als innerer Monolog der Hauptfigur Syz, die von Alexej Lochmann verkörpert wird.

Für jene, die die Romanvorlage und ihre Handlungsstränge nicht gelesen haben, bleibt die Stückfassung schwer zugänglich. Das Publikum wird mitten in die Dialoge eines Teams hineingeworfen, das an einem neuen Super-Computer arbeitet, Syz soll die Künstliche Intelligenz „Dave“ mit seinen ganz persönlichen Scripts (Kopien seiner Erfahrungen und Gefühle) füttern. Hektisch wuseln die KI-Laboranten über die von Alexander Naumann gestaltete kleine Bühne, werfen mit Fachbegriffen um sich.

Regisseur Weermann entschied sich für komödiantische Auflockerung: zu Beginn tragen die Hightech-Nerds klobige Schweißerbrillen, die zerstreute Professorin Babusch (Almut Zilcher), die in einem Kinderprogramm davor warnt, in die unberechenbare Außenwelt zu gehen, taucht regelmäßig auf einem alten, klobigen Röhrenfernseher voller Schlieren auf. Das restliche Ensemble (neben Lochmann sind dies Lorena Handschin, Bernd Moss und Lenz Moretti) unterstreicht seine Sätze durch skurrile Posen, für die in der Stückfassung exakte Regieanweisungen hinterlegt sind.

Almut Zilcher als Professor Babusch im Röhrenfernseher, Bernd Moss und Lorena Handschin am Boden

Syz dämmert langsam, dass er in einer Simulation gefangen ist, umgeben von Bots und eingezwängt in Loops, so muss Bernd Moss in der „Restaurant Himmelreich“-Szene kurz vor Schluss ständig Suppe für Lenz Morettis Figur Witteg servieren.

Das Projekt, einen preisgekrönten Roman zum Thema KI zu adaptieren, ist ambitioniert, die Theaterfassung von „Dave“, die am 29. Februar 2024 in der Box des DT Berlin uraufgeführt wurde, funktioniert aber nur sehr eingeschränkt.

Bilder: Thomas Aurin

 

 

 

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