Chantal im Märchenland

Ein Jahrzehnt nach den drei Popcorn-Kino-Überraschungs-Hits der „Fack ju Göhte“-Serie über Problemschüler bringt Bora Dagtekin nun doch noch eine Art Fortsetzung ins Kino.

Da der Schul-Plot ausgereizt hat, gibt es keine klassische Fortsetzung, sondern ein Spin-off. Chantal Ackermann (Jella Haase), Danger (Max von der Groeben) und Co. sind viel zu alt, um noch die Schulbank zu drücken, selbst wenn man mehrfaches Sitzenbleiben einkalkulieren musste. Ein Plan B für ein neues Setting musste her: Chantal weigert sich immer noch, erwachsen zu werden. Während ihre zielstrebigere Freundin Zeynep Tezel (Gizem Emre) fleißig Bewerbungen für eine Ausbildung in einer Anwaltskanzlei abschickt, lebt Chantal weiter in den Tag hinein, versucht sich dilettantisch an einer Karriere als Influencerin und pflegt den aus den früheren Filmen gewohnte Slang aus Jugend- und Gossensprache. Auch die meisten anderen Mitglieder des damaligen Casts sind wieder dabei, Elyas M´Barek, der als Vertretungslehrer im Zentrum der „Fack ju Göhte“-Reihe stand, hat nur einen Kurzauftritt, in dem er kopfschüttelnd Chantal Werdegang kommentiert.

Chantal (Jella Haase) und Aladin (Mido Kotaini)

Der Kniff des Films „Chantal im Märchenland“ ist, dass Chantal und ihre Bestie durch einen magischen Spiegel in ein Märchen-Parallel-Universum purzeln, über das König Wilderich (Cooper Dillon) herrscht, der so versessen auf den Jungbrunnen ist, dass er wie ein Kind auf dem Thron aussieht. Mit überraschend geringem Cringe-Faktor und hoher Pointen-Dichte wirbeln die Mädels mit ihrer rotzig-selbstbewussten Streetcredibility á la Kreuzberg und Neuperlach die Märchen der Gebrüder Grimm durcheinander. Chantal weigert sich, den Dornröschen-Fluch eines hundertjährigen Schlafs anzunehmen, kämpft gegen die Hexe Sansara (Nora Tschirner) und setzt sie außer Gefecht.

Auch sonst werden die Märchen-Motive munter gegen den Strich gebürstet: Chantal ermuntert die Prinzessin Amalia (Maria Ehrlch), das Schwert einfach selbst aus dem Stein zu ziehen und nicht auf den überforderten Ritter Artolf (Frederick Lau) zu warten, der sie zur Belohnung heiraten darf. Auch Prinz Bosch (Max von der Groeben) drängt sie mit sanftem Druck zu seinem Glück: er soll sich endlich eingestehen, dass er in seinen Knappen verliebt ist, auch wenn Homosexualität in der traditionellen Märchenwelt nicht vorgesehen ist.

„Chantal im Märchenwelt“ startete am 28. März 2024 und funktioniert als Unterhaltungsspaß nicht nur für die Popcorn-Teenie-Kernzielgruppe.

Bilder: Constantin Film Verleih/Gordon Timpen

 

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