Buddenbrooks

Thomas Manns voluminöse Familiensaga vom Abstieg der hanseatischen Kaufmannsfamilie adaptierte Bastian Kraft in einer sehr gediegenen Strichfassung. Frontal zum Publikum werden die wichtigsten Handlungsstränge nacherzählt. Das Ensemble agiert während der ersten Hälfte, als die Welt der Buddenbrooks noch halbwegs intakt ist, vor einer großen Familienalbum-Galerie, die Peter Baur gestaltete: Zentrale Stationen ihrer Biographien wurden festgehalten, stets würdevoll lächelnd und der Traditionen bewusst, während das Fundament dieses Stolzes langsam zerbröselt.

Das Buddenbrooks-Familienalbum-Bühnenbild

Tony (Liliane Amuat) gerät immer wieder an die falschen Männer, zuletzt an Permaneder, den Thomas Reisinger zur Freude des Publikums als Karikatur eines bayerischen Bierdimpfls spielt. Christian (Florian Jahr sprang für Thiemo Strutzenberger ein) träumt sich in die Welt der schönen Künste weg, während Thomas (Michael Wächter) nach dem Tod der Eltern (Robert Dölle und Katja Jung) mehr und mehr zur patriarchalen Wachsfigur erstarrt, der sich ohne eigene Ideen gegen den Niedergang stemmt. Als Erzähler wendet sich Hanno (Nicola Mastroberardino) in kurzen erklärenden Einschüben immer wieder ans Publikum, in der zweiten Hälfte wird er von einem Kinder-Darsteller (Joshua Lohmann/Elion Thaller im Wechsel) gedoppelt.

Diese „Buddenbrooks“-Adaption, die am 23. November 2023 im Cuvilliéstheater des Bayerischen Staatsschauspiels Premiere hatte, ist eine handwerklich souveräne Klassiker-Inszenierung, die gefällig präsentiert wird, aber kaum nachhallt und auch aus früheren Jahrzehnten stammen könnte. Eine ungewohnt konservative Arbeit von Bastian Kraft, dessen Frühwerk „Felix Krull“ mit seinem Spielwitz am benachbarten Volkstheater zum Dauerbrenner wurde, der mit seiner „Lulu“ im Marstall zeigte, wie man Klassiker intelligent dekonstruieren kann und der am Deutschen Theater Berlin in der Endphase von Uli Khuons Intendanz mit queeren Stoffen und Drag experimentieren durfte.

Bilder: Sandra Then

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