Ku´damm 59

Annette Hess war die Drehbuchautorin des ZDF-Mehrteilers „Ku´damm 59“ vom März 2018, nun schrieb sie auch das Buch zur Musical-Fassung, die im Theater des Westens herauskam. Beflügelt vom großen Erfolg der „Ku´damm 56“-Adaption machte sie sich mit Peter Plate und Ulf Leo Sommer, die schon bei „Rosenstolz“ zusammenarbeiteten, und Joshua Lange an eine Fortsetzung.

Das Rezept hat sich bewährt: der Plot bleibt nah am TV-Original und wird durch Ohrwürmer garniert, für die Plate/Sommer immer noch ein untrügliches Gespür haben. Die Handlung taucht in die Spießigkeit der Wirtschaftswunder-Jahre ein und erzählt entlang der fiktiven Lebensläufe von Tanzschul-Leiterin Caterina Schöllack (Katja Uhlig) und ihrer Töchter Monika (Celina dos Santos), Eva (Isabel Waltsgott) und Helga (Pamina Lenn) von der provinziellen Engstirnigkeit der 1950er Jahre.

Im Stil von „Lindenstraße“ oder Soap-Operas packten die Autor*innen fast alle vorstellbaren Konflikte  mit der damals herrschenden Moral in die drei Musical-Stunden: vom gewalttätigen Mann, der Eva piesackt und ihren Führerschein verbrennt, so dass sie in die Prostitution flieht, über Monikas uneheliches Kind bis zu Helgas arrangierter Ehe mit einem schwulen Anwalt zeichnet „Ku´damm 59“ ein Panorama, auf wie viele Arten die Figuren am Patriarchat leiden, das damals noch so unangefochten herrschte.

Einen Gegenpol und die größte Abweichung von der Vorlage bildet die Heimatfilm-Regisseurin Christa Moser (Steffi Irmen), die Ulrich Noethens Film-Figur Kurt Moser ersetzt. Sie überzeichnet den 1950er Jahre typischen Heimatkitsch nicht nur parodistisch, sondern beginnt auch eine lesbische Affäre mit Mutter Schöllack, so dass das Patriarchat noch mehr in die Mangel genommen wird. Ohne diesen Comic Relief und die schmissigen Songs wäre die Aneinanderreihung von Frauen-Schicksal, die unter ihrer Abhängigkeit leiden, auch nur schwer auszuhalten.

Dank der bewährten Rezepte dürfte auch die „Ku´damm 59“-Fortsetzung ein Hit werden und das Theater des Westens in den kommenden Monaten füllen. Plate/Sommer sind nicht nur die Köpfe hinter dem Musical, sondern haben im April auch die Leitung des Hauses übernommen.

„Ku´damm 59“ feierte am 5. Mao 2024 im Theater des Westens ganz in der Nähe der Originalschauplätze Premiere.

Bild: sunstroem

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