Der neue Abend des Shooting Stars-Duos Sina Martens/Lena Brasch braucht eine Weile, bis sie sich warmgespielt haben. Vorsichtiges Herantasten ist in der ersten Hälfte angesagt. Ihr „Spielerfrauen“-Projekt ähnelt in dieser frühen Phase eher noch einer Stoffsammlung und Aneinanderreihung kabarettistischer Schnipsel rund ums Thema Fussball.
Manche Spielzüge von Sina Martens, die sich diesmal Gabriel Schneider auf die Bühne des Neuen Hauses des Berliner Ensembles dazugeholt hat, sind schön anzusehen, zwingende Torchancen bleiben zunächst Mangelware.
Aber ein Spiel dauert ja bekanntlich 90 Minuten. In der zweiten Hälfte agiert das „Spielerfrauen“-Team deutlich fokussierter. Klasse-Mannschaften wie Real Madrid oder Bayer Leverkusen zeichnet es aus, dass sie in den Schlussminuten noch mal alle Kräfte mobilisieren und die entscheidenden Treffer erzielen können.
Mit dem Kuss von Luis Robiales, der die spanische Weltmeisterin Jennifer Hermoso bedrängte, legen Martens/Brasch und ihr Co-Autoren-Duo Laura Dabelstein (war schon in „It´s Britney, Bitch“ dabei)/Leo Meier (sein „Zwei Herren von Real Madrid“ gastiert im kommenden Monat bei den Autorentheatertagen am DT Berlin) den Schalter um.
Eine Angriffswelle rollt nach der nächsten. Den ersten Treffer landen die „Spielerfrauen“ mit der Szene im Bällebad, wo Schneider das Klischee eines Fußballstars spielt, der nicht die hellste Kerze auf der Torte ist, und Martens mit ihrer Rolle als Anhängsel hadert, die nur schön aussehen muss.
Schlag auf Schlag geht es weiter mit einem emotionalen Monolog von Sina Martens, in dem sie sich in das Schicksal von Kasia Lenhardt einfühlt. Der heiter-witzelnde Spielverlauf wird auf den Kopf gestellt, der Abend bekommt Tiefe und Format. Ganz zum Schluss auch noch Glamour, als Schneider im Victoria Beckham-Look auf die Bühne kommt und den jungen Kolleginnen erklärt, wie man die Rolle als Spielerfrau ausfüllt.
Als der Abend nach 90 Minuten und der üblichen Nachspielzeit abgepfiffen wird, lässt sich ein positives Fazit ziehen. Aber die Top-Form ihres Überraschungshits „It´s Britney, Bitch!“ erreichen Brasch/Martens diesmal nicht.
Bilder: Jörg Brüggemann