Seitdem Donald Trump seine zweite Amtszeit im Weißen Haus angetreten hat, überschlägt sich auch das Kinojahr mit Filmen, die tief in die Kulturkämpfe unserer Zeit eintauchen. Neben „One Battle After Another“ von Paul Thomas Anderson und „Bugonia“ von Yorgos Lanthimos, die in diesem Herbst starteten, ist hier auch „Eddington“, eine tiefschwarze Western-Splatter-Satire von A24-Hausregisseur Ari Aster zu nennen. Sie hatte schon im Mai im Wettbewerb in Cannes Premiere und startete in den USA im Juli, in Deutschland wurde der Start auf den heutigen 20. November 2025 verschoben.
Das Provinzkaff „Eddington“ ist fiktiv, irgendwo in New Mexico. Sehr klar lässt sich die Zeit verorten, von der Aster hier erzählt: Sommer 2020. Eine Zeit, die viele gerne verdrängen und schon Lichtjahre entfernt scheint, wenn Hohlbirnen ihre Viren jedweder Couleur voller Leidenschaft und ohne Rücksicht in den Kinosaal rotzen.
Die Prototypen, die die Diskurse jenes Sommers bestimmen, erkennen wir in den Hauptfiguren dieser Satire wieder: in Eddington kommt es zur Konfrontation zwischen dem Bürgermeister Ted Garcia (Pedro Pascal), der Maskenpflicht und Abstandsregeln predigt, um die Pandemie baldmöglichst einzudämmen, und dem Sherriff Joe Cross (Joaquin Phoenix), der ohne Maske durch den Supermarkt spaziert, gegen Freiheitseingriffe wettert und sich bald in seiner Wut verrennt und radikalisiert. Zusätzlich heizen junge Aktivist*innen der Black Lives Matter-Bewegung nach dem Mord eines Polizisten an George Floyd die Stimmung an.
Jede und jeder ist von der absoluten Richtigkeit des Standpunkts überzeugt und die Diskurszüge des Kulturkampfs rasen mit voller Wucht aufeinander zu. Aster (Regie und Drehbuch) zeichnet mit genauer Beobachtungsgabe und satirischer Überspitzung ein Mikrokosmos-Panorama heraus, in dem sich vieles aus unserer jüngeren Vergangenheit wiedererkennen lässt.
In der letzten halben Stunde des überlangen Films trägt den Horror-Spezialisten Aster seine Lust am Splatter aus der Kurve. Joaquin Phoenix legt eine typische Joaquin Phoenix-Radikal-Performance hin. Es spritzt nach jedem Twist noch mehr Blut, Leichen stapeln sich und die Satire wird zur Farce. Doch „Eddington“ scheitert auf eine sehr interessante Weise. Mutig wühlte sich Aster in den 145 Minuten in die Kulturkämpfe und wirft genug Fragen auf, die ein Weiterdenken lohnen.
Schon in Cannes polarisierte der Film und ging bei der Vergabe der Palmen leer aus. Auch zum Kinostart ist das Echo geteilt, aber gerade die Widerhaken machen dieses Werk interessant.
Bild: Leonine