Tschick

Die größte Überraschung an der „Tschick“-Verfilmung ist, dass sie erst so spät ins Kino kam: Wolfgang Herrndorfs Coming-of-Age Buch ist ein Bestseller, der wegen seiner schnoddrigen Sprache, seiner skurrilen Charaktere und vor allem wegen seines langen Trips mit einem geklauten Lada fürs Kino wie gemacht scheint: Der ideale Plot für ein Road-Movie mit zwei jugendlichen Außenseitern auf ihrem Selbstfindungstrip.

Der Roman wurde nach seinem Erscheinen im Herbst 2010 bejubelt und seitdem millionenfach verkauft. Die Bühnenfassung wurde zum meistgespielten Stück auf deutschen Bühnen und sorgt auch in den Kammerspielen des Deutschen Theaters regelmäßig für volles Haus.

Woran es genau lag, dass die Kinofassung so ungewöhnlich viele Jahre auf sich warten ließ, ist unklar. Medien berichteten über ein Zerwürfnis zwischen dem Produzenten Marco Mehlitz und Regisseur David Wnendt („Die Kriegerin“, „Feuchtgebiete“). So kam Fatih Akin doch noch zum Zug. Er brannte bereits 2011 darauf, den Stoff zu verfilmen, und hat in den vergangenen Jahren eine kurvenreiche Karriere aus Tops („Gegen die Wand“) und Flops („The Cut“) hinter sich.

TSCHICK

Maik (Tristan Göbel), Isa (Mercedes Müller) und Tschick (Anand Batbileg)

Mit „Tschick“ glückte ihm eine sehr solide Roman-Verfilmung, die sich eng an ihre Vorlage hält, allerdings vor allem im letzten Drittel, das Akin „etwas quasselig“ fand, Episoden ganz gestrichen oder gestrafft hat.

Die beiden Hauptrollen übernehmen Tristan Göbel, der sich als Kinderdarsteller schon in diversen Filmen (z.B. Christian Schwochows „Westen“) einen Namen gemacht hat und Anand Batbileg, der als Sohn eines mongolischen Diplomaten über einen Casting-Aufruf an der dortigen Botschaft eher zufällig zu seinem Filmdebüt kam.

Wie Wenke Husmann auf ZEIT Online feststellte, hat Fatih Akin den  Ton seiner Vorlage gut getroffen: „die Liebe den Figuren gegenüber, eine Melancholie, die nicht zu dunkel ist, eine Komik ohne Klamauk.“ Fans des Romans werden folglich auch die Verfilmung mögen. Wer aber das Buch und/oder eine der Theateraufführungen schon kennt und kein eingeschworener Fan des Buchs ist, könnte sich auf die Dauer etwas langweilen, da der hinlänglich bekannte Plot eben doch nur sehr solide nacherzählt wird.

„Tschick“ startete am 15. September 2016 im Kino

Bildrechte: STUDIOCANAL Filmverleih

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