Alien: Covenant

Mit fast 80 Jahren nahm es Ridley Scott noch einmal selbst in die Hand. Vor fast vier Jahrzehnten schuf er mit „Alien“ ein epochales Meisterwerk, das so vielschichtig ist, dass es für zahlreiche kulturwissenschaftliche und philosophische Interpretationsansätze offen ist, das aber zugleich eine so präzise Dramaturgie seiner Grusel- und Schockeffekte hat, dass es bis heute auch als Unterhaltungskino wunderbar funktioniert.

Nachdem James Cameron, David Fincher und Jean-Pierre Jeunet dem „Alien“-Franchise einige Fortsetzungen hinzufügen durften, führt Scott bei den beiden Prequels „Prometheus“ (2012) und „Alien: Covenant“ (seit 18. Mai 2017 im Kino) wieder höchstpersönlich Regie. Natürlich bekommt das Publikum all das geboten, was es vom „Alien“ erwartet: hektische Verfolgungsjagden durch das Raumschiff, Glibberattacken des Aliens, das seine Opfer mit Schleim übergießt,  sich an den Gesichtern festklammert, die Körper durchbohrt und zerfetzt, immer auf der Suche nach einem Wirt für seine Eier.

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„Alien Covenant“ ist aber noch wesentlich mehr als das: In Hollywood ist es in den vergangenen Jahren in Mode gekommen, dass die Blockbuster ins Esoterische und Pseudophilosophische abdriften. Bei der „Transformers“-Reihe oder „Doctor Strange“ haben wir das erlebt. Auch Altmeister Scott entschied sich bewusst dafür, sich auf dieses schwierige Terrain zu begeben.

Erwartungsgemäß erntete er einige üble Verrisse für seine in die Schöpfungsgeschichte und ins Mythologische ausfransenden Erzählstränge: Tobias Sedlmaier schimpfte in der NZZ über ein „unstimmiges Hybrid aus B-Movie-Splatter und Philosophie-Volkshochschulkurs, aus Prequel und Remake“, das „Banalitäten zum Brimborium“ aufbläht. Zugegebenermaßen bekommt der Film eine gefährliche Schlagseite, wenn er seine Figuren in pseudophilosophischen Mono- und Dialogen darüber raunen lässt, dass sie lieber Herr in der Hölle als Diener im Himmel sein wollen.

Dass „Alien: Covenant“ dennoch gut funktioniert und zurecht an die Spitze der Kino-Charts stürmte, liegt an zwei Gründen: Der erste sind die unkaputtbaren Motive der „Alien“-Reihe, die nichts von ihrer Grusel-Faszination verloren haben, auch wenn der Film des Altmeisters nach einer gemächlichen ersten Stunde erst in der zweiten Hälfte richtig Fahrt aufnimmt. Der zweite Grund ist, dass Michael Fassbender in seiner diabolischen Doppel-Hauptrolle (als Walter und David) zu großer Form aufläuft.

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Fassbender hatte mit seiner Rollenwahl zuletzt oft Pech, z.B., im Biopic „Steve Jobs“. In „Alien Covenant“ kann er seine Klasse ausspielen. Die Handlungsstränge laufen auf ihn zu, unter eindimensionalen Opfern ist er die interessante, facettenreiche, mehrfach gebrochene Doppel-Hauptfigur, die über alle Schwächen des Films hinwegsehen lässt. Dietmar Dath schrieb in der FAZ treffend: „Wäre das Drehbuch von Thomas Bernhard, der ja Schauspielernamen kurzweg zu Stücktiteln erklären konnte, müsste der Film „Fassbender“ heißen.“

Webseite und Trailer zu „Alien: Covenant“

Bilder: Twentieth Century Fox Film Corporation

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