Ode an die Freiheit

Eine dreifache Schiller-Überschreibung hat sich Antú Romero Nunes für seinen Abschied als Hausregisseur vom Thalia Theater Hamburg vorgenommen. Ein Jahrzehnt lang prägte er das Haus und übernimmt nun als Teil eines Vierer-Teams die Schauspieldirektion in Basel.

Der Weg zur „Ode an die Freiheit“: die Premiere am 28. März wurde vom Corona-Lockdown verhindert. Die fast fertig geprobten, jeweils etwas mehr als halbstündigen Miniaturen, die Nunes aus den Klassikern „Kabale und Liebe“, „Maria Stuart“ und „Wilhelm Tell“ entwickelte, wurden als kleine Online-Appetithäppchen für die theaterlose Zeit schon etappenweise zwischen März und Mai ins Netz gestellt.

Am 30. August hatte die Bühnenfassung der „Ode an die Freiheit“ endlich Premiere. In den knapp zwei Theaterstunden erleben wir einen ungewöhnlichen Blick auf die bekannten Tragödienfiguren, die bekannten Plots werden umgedeutet: Der Landvogt Gessler (Thomas Niehaus) plötzlich zum aufgeklärten, diskursfreudigen Politiker, der vom aufbrausenden, hinterwäldlerischen, fremdenfeindlichen Hitzkopf Wilhelm Tell (Paul Schröder) ermordet wird.

Die Luise Miller ist bei Lisa Hagmeister kein schwärmerisches, von allen herumgeschubstes, in den Tod gehendes Mädchen, sondern eine klug kalkulierende, durchsetzungsstarke junge Frau, die auch Gift einsetzt, um sich das zu nehmen, was sie möchte.

Der große Nachteil dieses unterhaltsamen Triptychons ist, dass die einzelnen Teile kaum über die bereits bekannten Online-Fassungen hinauskommen und auch die Pointen bereits bekannt sind.

Nunes verabschiedet sich mit sympathischen Fingerübungen aus Hamburg und lässt sein wie gewohnt hochkarätiges Ensemble in kleinen Miniaturen glänzen: mal dominiert eher der Slapstick vor ironisch aufgemaltem Alpen-Idyll wie im Tell, mal die Sprechkunst und der leise Humor wie im Königinnenduell von Karin Neuhäuser und Barbara Nüsse, für die Victoria Behr, die Kostümbildnerin des Jahres, prachtvolle Gewänder gestaltet hat.

Bilder: Armin Smailovic

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