Brigitte Reimann besteigt den Mont Ventoux

In ihrem skurril-versponnenen, anspielungsreichen Theaterfilm lassen Marlene Kolatschny (Dramaturgie) und Jan Koslowski (Regie) zwei berühmte Literat*innen aus unterschiedlichen Jahrhunderten aufeinanderprallen.

Brigitte Reimann, die wie in ihrem Roman „Franziska Linkerhand“ häufig von Frauen erzählte, die mit ihren Idealen an den Widrigkeiten des real existierenden Sozialismus der Deutschen Demokratischen Republik scheiterten, trifft auf den italienischen Renaissance-Humanisten Francesco Petrarca, der im 14. Jahrhundert lebte und in einem lateinischen Brief von einem Erweckungserlebnis berichtete, das ihm die Besteigung des Mont Ventoux, dem aus der Tour de France bekannten Bergmassiv in der Provence, bescherte.

Mit vielen Zitaten aus Texten und Tagebuchaufzeichnungen von Brigitte Reimann tauschen sich die beiden Geistesmenschen über ihre Schreib-, Sinn- und Beziehungskrisen aus. Letztere werden angeheizt durch das plötzliche Auftauchen der Bergnymphe Echo (Larissa Sirah Herden), die mit Brigitte Reimann flirtet und eine Dreiecks-Beziehung intiiert.

Die beiden Hauptrollen spielen Lisa Hrdina, die am Deutschen Theater Berlin engagiert ist, und Julius Feldmeier, der sich im Kino mit Filmen ambitionierter junger Regisseurinnen wie „Tore tanzt“ (2012) oder „Mein Ende, Dein Anfang“ (2019) einen Namen gemacht hat. Die beiden spielen sich in dieser ungewöhnlichen Theaterfilm-Produktion die Bälle zu, lassen keinen Kalauer liegen, der sich anbietet, und führen durch ein eigenwilliges Zitate- und Gedankenmosaik, das Doris Meierhenrich in der Berliner Zeitung als „schön vertrackt“ bezeichnete.

Da die Live-Performance von „Brigitte Reimann besteigt den Mont Ventoux“ im Herbst 2020 wegen Corona ausfallen musste, produzierte das Team diesen kleinen, filmischen Essay, der seit 21. Januar und noch bis zum 27. Januar 2021 beim Ballhaus Ost abrufbar ist.

Bilder: Amelie Amei Kahn-Ackermann

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