Mit Marco Goecke hat die Dresden Frankfurt Dance Company einen der spannendsten Choreographen für eine Uraufführung gewonnen. Zum skandierenden, vorwärtstreibenden Gesang der Punk und New Wave-Legende Patti Smith lässt er das Ensemble hektische, ruckartige, kleine Bewegungen ausführen. Die 30 Minuten vibrieren vor nervöser Energie. Immer wieder schälen sich Duette aus der Gruppe heraus und variieren das Grundthema der enormen Anspannung.
Goecke, der erste prägende Choreographien in Stuttgart entworfen hat und im Februar seinen Einstand als Ballettdirektor in Hannover mit „Der Liebhaber“ nach Marguerite Duras feierte, verarbeitete in diesem kurzen, intensiven Stück das Sterben seines Vaters. Der hochkonzentrierte Abend „Good old Moone“ entwickelt einen starken Sog, auch im Live-Stream ist die geballte Energie der unter Strom stehenden Körper deutlich spürbar.
Ganz anders als dieser erste Teil, der klar und präzise eine fiebrige Stimmung heraufbeschwört, ist die avantgardistisch-rätselhafte zweite Hälfte des Abends. Jacopo Godani, der in den 1990er Jahren ein Solist in der Compagnie von William Forsythe war und seit 2015 der künstlerische Direktor der Dresden Frankfurt Dance Company ist, erzählt in assoziativen Splittern eine Zivilisationsgeschichte.
Ein leibhaftiger Schäferhund thront in der Mitte des hektischen Geschehens von „Hollow Bones“. Zu hochnervösen Electro-Klängen von 48nord werden sakrale Rituale und kriegerische Aufmärsche nachgestellt, Sprachlektionen auf Großleinwand erteilt und Videos eingespielt.
Bilder: Dominik Mentzos