Ganz auf Corinna Harfouch ist diese Produktion des Schauspiels Hannover zugeschnitten. Der Gast-Star, bekannt aus zahlreichen preisgekrönten TV-Rollen und großen Theater-Auftritten, zieht als „Orlando“ die Register ihres Könnens. Zwischen expressivem Verzweiflungsdrama und leiser Einsamkeits-Klage, zwischen dem Parlando der Romanerzählerin und dem Comedy-Herumalbern mit ihrem Bühnenpartner bietet Harfouch in nur neunzig Minuten eine sehr große Bandbreite ihres schauspielerischen Könnens.
Als Sidekick ist Oscar Olivo dabei, der bis 2016 in Hannover im Ensemble und seitdem als freier Schauspieler vor allem am Gorki Theater und am Nationaltheater Weimar zu sehen war. Auf der dunklen Bühne ist er der Farbtupfer, wechselt von Szene zu Szene seine Kostüme, die passend zur biographischen Reise der Romanfigur von Virginia Woolf immer queerer und androgyner werden.
In der ersten Hälfte des kleinen, kammerspielartigen Abends wird oft nicht klar, worauf Regisseurin Lily Sykes und das Duo auf der Bühne hinauswollen. Recht unmotiviert stehen Passagen aus dem Woolf-Klassiker neben Slapstick-Szenen. Doch im Lauf des Abends gewinnt „Orlando“ an Format, fokussiert sich stärker auf Harfouch und ihre darstellerische Präsenz.
Nach der Premiere im Herbst 2019 sollte „Orlando“ im April 2020 bei einem Gastspiel am Deutschen Theater Berlin gezeigt werden, das wegen Corona komplett abgesagt werden musste. Ein Jahr später konnte „Orlando“ bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen immerhin digital gastieren.
Bilder: Kerstin Schomburg