Maria Stuart

Mit dem Drama der beiden Königinnen eröffneten die Internationalen Schillertage Mannheim im Juni 2019. Zwei Jahre später kann man einen Mitschnitt dieser Inszenierung im Stream erleben.

Als prominente Gast-Regisseurin wurde Claudia Bauer verpflichtet, die vor allem als Hausregisseurin am Schauspiel Leipzig und zuletzt während der recht glücklosen Interims-Zeit von Klaus Dörr an der Volksbühne arbeitete. Sie ist ein Liebling der Festival-Jurys und war auch bereits zwei Mal zum Theatertreffen eingeladen. Bekannt ist Bauer für grelle, hochtourige Abende mit einem stark stilisierten Zugriff auf ihre Stoffe.

Vassilissa Reznikoff, Laszló Branko Breiding

So auch bei Schiller: Claudia Bauer überrascht damit, dass sie eine vierfache Elisabeth auf eine vierfache Maria treffen lässt. Divers besetzte, gemischt geschlechtliche Gruppen skandieren die Schillerverse. Wieder einmal griff Bauer tief in den Baukasten des Konzept-Theaters, fährt überdimensionale Puppenköpfe auf und lässt die Spieler*innen hinter weißer Schminke verschwinden. Großen Schauwert haben die Kostüme von Andreas Auerbach, der in einem Farbrausch aus Plüsch und Rüschen schwelgt, der live auf der abgedunkelten Schachbrett-Bühne von Patricia Talacko sicher noch eindrucksvoller als auf dem Rechner ist.

Auch die „Maria Stuart“ hat ihre grellen, schrillen Töne, zum Beispiel wenn sich Vassilissa Reznikoff aus dem Maria-Quartett herausschält und zum Brüll-Solo ansetzt. Zum Glück lässt Claudia Bauer aber diesmal auch ruhigere Momente zu. Anders als in ihrer Komödie „Süßer Vogel Jugend“ aus Leipzig, die zum Theatertreffen 2020 eingeladen war und in einer unnuancierten Dauerhysterie versank, gibt es auch stillere Passagen. Erst dann wird der Abend gut, wie Egbert Tholl in der Süddeutschen Zeitung schrieb.

Bilder: Hans Jörg Michel

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