Die erfreuliche Nachricht im Juni 2021 ist, dass sich nach dem trüben Nicht-Frühling im Dauer-Lockdown nicht nur der Sommer durchsetzt, sondern auch die ersten Berliner Theater im Rahmen eines Pilotprojekts wieder spielen dürfen.
Nach den beiden Premieren von René Polleschs Formel 1-Komödie „Goodyear“ am Deutschen Theater Berlin und der träumerischen Gaze-Choreographie „clair obscur“ von Toula Limnaios startete die Komödie im Kudamm in ihrem derzeitigen Domizil im Schillertheater eine Vorstellungs-Serie des „Teatro Delusio“.
Hier handelt es sich um keine Premiere, sondern um eine Wiederaufnahme eines der erfolgreichsten Stücke der Berliner Puppentheater- und Pantomime-Künstler „Familie Flöz“. Bereits 2004 hatte das „Teatro Delusio“ seine Premiere im damaligen Stammhaus der Compagnie, dem Glashaus der Arena in Treptow. Nach internationalen Gastspielen ist es nun wieder in Berlin zu sehen.
Während das Publikum noch alle Stationen der aufwändigen Kontrollen von Impfstatus und Tests absolviert und langsam seine Plätze einnimmt, werkeln auf der Bühne schon die Techniker. Der Clou des Stücks „Teatro Delusio“ ist, dass diejenigen im Scheinwerfer-Licht stehen, die für einen reibungslosen Ablauf unabdingbar sind, aber kaum Aufmerksamkeit bekommen. Die Mitarbeiter auf der Hinterbühne stehen im Zentrum dieser pantomimischen, ganz ohne Worte auskommenden Komödie. Die Diven und Stars sehen wir immer nur kurz, wenn sie sich mit dem Rücken zum realen Publikum vor einem fiktiven Auditorium verneigen.
„Teatro Delusio“ ist eine skurril-witzige Feier des Theaters und gerade deshalb ein guter Wiedereinstieg ins Theater nach sieben Lockdown- und Streaming-Monaten. Mit seinen 90 Minuten ist das „Teatro Delusio“ auch wesentlich publikumsfreundlicher und leichter verdaulich als die Premieren am Berliner Ensemble und der Schaubühne, die jeweils knapp vier Stunden dauern sollen und die Pilotphase am Ende der Woche abschließen, oder gar Frank Castorfs mehrmals verschobene neue Produktion, die vermutlich wieder bis weit nach Mitternacht dauern wird.
Vorschaubild: Gabriele Zucca