Mit einer ungewöhnlichen Setzung begann die Hybrid-Ausgabe des Festivals „Theater der Welt“ im Düsseldorfer Schauspielhaus. Live aus Kapstadt streamte Lara Foot, die Künstlerische Leiterin des Baxter Theatre Centre, ihre Roman-Adaption „Leben und Zeit des Michael K.“
Diese Arbeit steht aus zwei Gründen quer zu den Sehgewohnheiten und Trends des deutschsprachigen Theater-Betriebs. Zwischen all den Schauspiel- und Performance-Arbeiten ist kaum Puppenspiel zu sehen. Suse Wächter beim Brecht-Festival in Augsburg oder die Familie Flöz gehören zu den wenigen Ausnahmen. Ungewöhnlich ist auch, wie traditionell die Regisseurin und ihr Ensemble dem Roman-Text nehmen. Fast etwas altmodisch mutet es an, wie sie auf alle Mätzchen und Regie-Einfälle verzichten und sich ganz in den Dienst des Textes stellen.
„Leben und Zeit des Michael K.“ war einer der ersten Erfolge des südafrikanischen Literaturnobelpreisträgers John M. Coetzee, der 1983 mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde. In seinem dystopischen, knapp 200 Seiten schlanken Werk erzählt er von einem Südafrika voller Gewalt und sozialer Gegensätze. Das Militär regiert mit Willkür, wer eine der vielen Regeln verletzt, muss mit sofortiger Erschießung rechnen.
Im Zentrum des Romans stehen Michael K. und seine Mutter, sie sind die einzigen Puppen auf der Bühne und die krassen Außenseiter in dieser Gesellschaft. In fahlem Licht und zu melancholischer Musik zeichnen der Roman und die Inszenierung den Leidensweg ihrer Protagonisten nach. Michael K. kam mit einer Hasenscharte auf die Welt, hat eine Lernbehinderung und auch sonst schlechte Startchancen im Leben. Seine Mutter schuftete in prekären Jobs und ruinierte ihre Gesundheit.
Der Abend erzählt, wie Michael K. trotz aller Rückschläge nie die Hoffnung verliert, sich aufopfernd bis zu ihrem frühen Tod um die Mutter kümmert und sich dann allein weiter durch diese brutale Gesellschaft schlägt. Das Besondere an dieser Inszenierung ist, wie die von Adrian Kohler und der Handspring Puppet Company konzipierte Puppe ganz selbstverständlich mit den Spieler*innen des südafrikanischen Ensembles agiert.
Bilder: David Young