Kunst

Das estnische Künstlerpaar Ene-Liis Semper und Tiit Ojasoo hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten einen Namen gemacht und inszenierte an großen Häusern wie dem Thalia Theater Hamburg oder dem Wiener Akademietheater eine recht zähe Adaption des Romans „Meister und Margarita“.

Sie profitierten davon, dass die Schweizer Theater im April schon etwas früher aus dem Lockdown kommen durften als der große Rest der deutschsprachigen Bühnen. Schon am 20.4. hatte „Kunst“ Premiere am Luzerner Theater. Das estnische Duo bezeichnet es als Poem, leider verbirgt sich dann doch nur eine recht dünne, auf fast zwei Stunden gestreckte Performance dahinter.

Nach einem kurzen Intro-Monolog über einen Uffizien-Besuch, den Sebastian Rudolph, derzeit zwischen Luzern, der Hamburger Jelinek-Uraufführung und der Zürcher Spielzeit-Eröffnung mit Dürrenmatts „Besuch der alten Damde“ sehr viel beschäftigt, ins Bühnendunklel spricht, hebt sich der Vorhang: Petri Tuhkanen, zuständig für Lichtdesign und Bühne, hat einen aspetischen White Cube errichtet, den das Quintett als Rennbahn für eine temporeiche Choreographie zu Techno-Beats und zu einem Galerie-Rundgang mit versonnen-fachkundigen Blicken auf fiktive Meisterwerke an den leeren Wänden nutzen.

Der größte Teil der Performance besteht aus einem ironischen Re-Enactment ikonischer Kunstgeschichts-Posen von Rodins „Denker“ bis Michelangelos „David“: ständig sind die Spieler*innen damit beschäftigt, sich aus- und umzuziehen, auf das nächste Podest zu klettern und die nächste Pose einzunehmen. Das hat anfangs durchaus Witz, wird aber viel zu redundant und füllt den Abend nicht. Wie angeklebt wirken noch eine Persiflage auf die Kunstmarkt-Exzesse und Preisspiralen auf Auktionen und Kristof van Bovens stilles „Pour faire le portrait d’un oiseau“-Solo.

„Kunst“ wurde gestern und heute beim Festival „Theater der Welt“ gestreamt und zählt zu den schwächeren Coproduktionen dieses Jahrgangs.

Bild: Petri Tukhanen

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