Benedict Cumberbatch macht sich momentan selbst Konkurrenz: Parallel zum Guantánamo-Film „Der Mauretanier“ startete am 1. Juli noch ein weiteres Zeitgeschichts-Drama, das auf wahren Begebenheiten beruht, in den deutschen Kinos.
Als „Der Spion“ (im Original „The Courier“) verkörpert der exzentrische britische Hollywoodstar einen Geschäftsmann, der sich mit diversen Deals durchs Leben schlägt und ganz unbedarft in eine große Spionage-Aktion in der heißesten Phase des Kalten Krieges Anfang der 1960er Jahre hineinschlittert. Cumberbatch spielt Greville Wynne, der von MI-6 und CIA angeheuert wurde, seine Geschäfte im Ostblock auch auf Moskau auszuweiten und unverdächtig Kontakt zum KGB-Überläufer Oleg Penkowski aufzunehmen.
Zu den Unterlagen, die Penkowski außer Landes schmuggeln ließ, waren auch Pläne für die Stationierung von US-Raketen in der Schweinebucht, die die Welt 1963 während der Kuba-Krise an den Rand eines Atom-Kriegs brachte. Die waghalsigen Pläne und die Zusammenarbeit des Amateur-Kuriers mit dem Geheimdienst-Überläufer sind Stoff für großes Kino. Doch leider macht Regisseur Dominic Cooke wenig daraus. Der langjährige Intendant des Royal Court Theatre in London (2006-2013) verschenkt in seinem zweiten Kino-Film nach der Ian McEwan-Verfilmung „Am Strand“ (2017) viel Potenzial: sehr bieder erzählt „Der Spion“ die dramatischen Entwicklungen nach, aus dem spannenden Stoff wird ein solider Agenten-Film im düstersten Ostblock-Grau, der zu oft im Pathos ertrinkt. Vor allem Merab Ninidze, ein georgischer Schauspieler, der in Berlin lebt und vor allem in zweitklassigen TV-Krimis spielt, legt die zweite Hauptrolle des Oleg Penkowski zu klischeehaft an und muss zu viele Drehbuch-Phrasen über die heere Mission der Verteidigung der „freien Welt“ dreschen.
„Der Spion“ hatte bereits im Januar 2020 in Sundance Premiere und startete erst anderthalb Jahre später in den deutschen Kinos.
Bilder: Telepool Verleih