The Green Knight

Einen ungewöhnlichen Spagat versucht der US-amerikanische Indie-Regisseur David Lowery mit seinem neuen Film „The Green Knight“: spektakuläre Schauwerte und Stars wie Dev Patel und Alicia Vikander in einem Mittelalter-Fantasy-Spektakel locken das Blockbuster-Publikum ins Kino, mit langen, meditativen Einstellungen vor nebelverhangener irischer Kulisse zielt er auf die Fans von Kunstkino der manierierteren Sorte.

Zu Weihnachten sprengt der geheimnisvolle Lord Green Knight (Joel Edgerton) die Familienfeier auf der Ritterburg und fordert den jungen Gawain, der noch sehr grün hinter den Ohren ist, auf, mit einem Schwerthieb einen Treffer gegen ihn zu setzen. In genau einem Jahr werde er es ihm aber mit gleicher Münze heimzahlen. In seinem jugendlichen Ungestüm drischt Gawain (Dev Patel) mit aller Macht auf den Lord ein und säbelt dem Fantasy-Monster-Mischwesen, das halb Mensch, halb knorriger Baum ist, komplett ab, den sich dieses jedoch schnell wieder aufsetzen kann.

Der Auftritt des Green Knight-Mischwesens

Frei nach der Artus-Sage beginnt nun eine klassische Heldensage durch die irischen Wälder und Moore, die Andrew Droz Palermo glänzend gefilmt hat. Naiv tappt Gavain in Fallen von Wegelagern und Ganoven, verliebt sich, trifft auf geheimnisvolle Tiere und muss sich vor Giganten in Acht nehmen: die üblichen Motive des Fantasy-Kinos werden aus der Repertoire-Kiste gekramt und gekonnt abgespult. Gefilmt wurde an legendären Orten wie Cahir Castle, wo 1981 John Boorman auch schon „Excalibur“ drehte.

Vom Fantasy-Spektakel nimmt sich Lowery immer wieder längere Auszeiten, entschleunigt den Plot demonstrativ und lässt zum Beispiel Alicia Vikander, die sonst nicht viel mehr zu tun hat, als gut auszusehen und mit dem Hauptdarsteller zu flirten, einen längeren Monolog über die Farbe Grün halten, bis es endlich zum weihnachtlichen Showdown mit dem Lord in seiner grünen Kapelle kommt.

Wegen der Corona-Lockdowns musste der Start des von A24 produzierten Fantasy-Arthouse-Films mehrfach verschoben werden, seit 29. Juli 2021 läuft er in den Kinos. Wie es bei einem Spagat oft der Fall ist, ist „The Green Knight“ aber weder Fisch noch Fleisch. Er versucht vielen vieles zu bieten, ist aber für ein Fantasy-Spektakel zu langatmig und zäh, wenn auch zum Glück kein so behäbiges Altherren-Kino wie die Gentleman-Bankräuber-Pistole „The Old Man & the Gun“ mit Robert Redford, die Lowery 2019 herausbrachte. Für ambitioniertes Kunstkino ist „The Green Knight“ wiederum zu oberflächlich und effekthascherisch.

Bilder: ©Telepool/A24

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