Les Olympiades

Nach seinem schrulligen „The Sisters Brothers“-Western nimmt uns Cannes-Stammgast Jaques Audiard bei seiner mittlerweile fünften Festival-Einladung mit in eine triste, sehr unglamouröse Ecke von Paris mit: im 13. Arrondissement kreuzen sich in den Wohnhochhäusern, die „Les Olympiades“ genannt werden, die Liebes- und Lebenswege einiger Millenials.

Oft sehr lasziv, streckenweise unterhaltsam und charmant, insgesamt aber doch recht leichtgewichtig und belanglos erzählt Audiard von seinen vier Hauptfiguren: Nora (Noémie Merlant) ist eine fleißige Jura-Studentin, die mit Cyber-Mobbing konfrontiert wird, als sie von ihren Kommiliton*innen mit der Webcam-Sexworkerin Amber (Jehnny Beth) verwechselt wird. Wie sich Nora ihrer Doppelgängerin in einer Mischung aus Faszination und Furcht annähert, ist der eine Hauptstrang des Films.

Beim WG-Casting landen Émilie (Lucie Zhang) und Camille (Makita Samba, der auch bei der Berliner Premiere im Kino International zu Gast war) in der Kiste. Eine Zeit lang geht das Arrangement aus Mitbewohner und Sex-Affäre gut, bevor sich die beiden dann doch trennen. Erwartungsgemäß knistert es später zwischen Camille und Nora.

Inspririert von Graphic Novels des New Yorkers Adrian Tomine erzählt Audiard seine Sicht auf die Liebesabenteuer attraktiver, wesentlich jüngerer Menschen. Als Co-Drehbuchautorinnen engagierte der französische Autorenfilmer, der in wenigen Wochen 70 Jahre alt wird, zwei erfolgreiche Regisseurinnen: Léa Mysius, die mit „Ava“ auffiel, und Céline Sciamma, die zuletzt mit „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ reüissierte. Rund wird das Werk aber auch durch diese Zusammenarbeit im Trio nicht.

Mit schöner Musik unterlegt und in elegante Schwarz-Weiß-Farben getaucht erzählen uns die drei Drehbuch-Autor*innen einen Liebesreigen, der ganz amüsant anzusehen ist, letztlich aber zu egal bleibt, um als Film wirklich überzeugen zu können. Dementsprechend ging der mehrfach preisgekrönte Regisseur Audiard mit „Les Olympiades“ im Juli 2021 in Cannes leer aus. Nach weiteren Festival-Einladungen (z.B. Hamburg, Wien) startete der Film am 7. April 2022 unter dem missglückten Verleih-Titel „Wo in Paris die Sonne aufgeht“ in den deutschen Kinos.

Bild: © Neue Visionen Filmverleih

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