Until the Flood

Eine weitere Off-Broadway-Entdeckung neben „Is this a room“ war in der zweiten Woche des FIND-Festivals an der Schaubühne zu erleben. Takeshi Kata funktionierte die Globe-Bühne zu einem Reliquien-Schrein voller Teddybären und Kerzen um, wie wir sie seit dem Tod von Diana Spencer an so vielen Orten weltweit erlebt haben. Noch bevor Dael Orlandersmith, die Autorin und Solo-Performerin des Abends, vor ihr Publikum tritt, wird das zentrale Thema dieses 70 Minuten kurzen Gastspiels auf zahlreichen Protestschildern deutlich, die sich in die kitschig anmutende Szenerie mischen: „Black Lives Matter“ und der wütende Aufschrei der schwarzen Bevölkerung nach rassistischen Morden durch weiße Polizisten.

Im Corona-Lockdown-Frühsommer 2020 erschütterte der Mord an George Floyd die Welt. Damals war die Produktion „Unil the Flood“ schon vier Jahre alt: Als im August 2014 der 18jährige Schüler Mike Brown vom Polizisten Darren Wilson erschossen wurde und die Empörung hochkochte, nachdem die Grand Jury entschieden hatte, kein Verfahren gegen den Polizisten zu eröffnen, reiste die New Yorker Theatermacherin und Autorin Orlandersmith nach Missouri und interviewte dort einen Querschnitt der Gesellschaft: jung und alt, schwarz und weiß, offen rassistisch oder nachdenklich.

Im Auftrag des Repertory Theatre in St. Louis machte sie mit Regisseur Neel Keller daraus einen ungewöhnlichen Solo-Abend, der 2018 auch nach New Yok ans Rattlestick Playwrights Theater wanderte. Unterbrochen von kurzen Blacks und schnellen Schnitten schlüpft die Performerin in die Rollen von acht sehr unterschiedlichen Menschen, die sie damals interviewt hat.

Interessant ist, dass es ihr mit so einfachen dramaturgischen Mitteln gelingt, ein facettenreiches Bild zu zeichnen, das vom Publikum und den Feuilletons von SZ wie Nachtkritik sehr positiv aufgenommen wurde. Beklemmend an diesem kurzen Abend ist allerdings, wie häufig, geradezu penetrant, die schwarze Performerin das N-Wort reproduziert.

Bild: Joey Moro

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