Mutter Courage und ihre Kinder

Hier haben sich zwei gefunden, sollte man meinen. Die Provokationslust des kroatischen Regisseurs Oliver Frljić und der widerständig-empowernde Geist des Gorki Theaters scheinen wie füreinander geschaffen. Eine vielversprechende Entscheidung, dass Frljić seit dieser Spielzeit zum künstlerischen Co-Leiter neben Shermin Langhoff aufgestiegen ist!

Aber es ist ein Rätsel, warum Frljić, der an anderen Häusern für Furore sorgte, am Gorki – vielleicht abgesehen von „Ein Bericht für eine Akademie“, das von Jonas Dasslers vollem Körpereinsatz lebte – nur mittelprächtige bis maue Inszenierungen abliefert. Das gilt leider auch für das Brecht-Stück „Mutter Courage und ihre Kinder“, das als Mittelteil von Frljićs Kriegstrilogie am vergangenen Wochenende Premiere hatte.

In Hochgeschwindigkeit pflügen sich sechs Spielerinnen des Hauses vorne an der Rampe durch eine Strichfassung des Klassikers. Wer seinen Brecht nicht so gut intus hat wie der ehemalige BE-Intendant Claus Peymann, dürfte Mühe haben, zu folgen, wenn das weibliche Sextett im fliegenden Wechsel zwischen Haupt- und Nebenrollen rast.

Auf die ansonsten leere Bühne lässt Igor Pauška unzählige Stoffpuppen als Leichen aus dem Schnürboden herunter baumeln. Mal schreiten die Frauen über einen Catwalk, mal deuten sie an, wie sie den Planwagen der Marketenderin hinter sich herziehen. Doch es bleibt bei wenigen spielerischen Ansätzen, die 90 Minuten bleiben ideenlos und wirken wie in einem Korsett erstarrt.

Der Krieg wütet in Osteuropa, die Auswirkungen verunsichern uns bis in den Alltag hinein, doch mit Brechts berühmtem Text über die Kriegsgewinnlerin Mutter Courage, die zwischen allen häufig wechselnden Fronten ihre Geschäfte macht, konnte Frljić enttäuschend wenig anfangen

Bild: Esra Rotthoff

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert