Arise

Elf Millionen Euro war diese Show teuer, mit der im September 2021 der Friedrichstadt Palast aus dem Corona-Lockdown wieder auferstand und die seitdem dort gezeigt wird.

Anders als bei „The WYLD“ gibt es eine Rahmenhandlung, die den Abend über zweieinhalb Stunden zusammenhält: der Fotograf Cameron ist auf der verzweifelten Suche nach seiner verlorenen Muse, auf seiner Reise trifft er allerlei allegorische Figuren wie die Zeit oder das Licht. Etwas kitschig wird dieser Plot am Ende, aber die Handlung ist an diesem Abend zweitrangig.

Umso stärker trumpfen die phantasievollen Kostüme auf, in denen Stefano Canulli in zahlreichen schillernden Verwandlungen das Ensemble auf die Bühne schickt. Herausragend sind auch die Akrobatik- und Trapeznummern der New Flying Cáceres und der Compagnie von Alexey Pronin.

Zwischen all dem opulenten Spektakel ragt ein Klassiker des Modern Dance heraus: gleich nach der Pause ist Ohad Naharins berühmte Choreographie „Echad Mi Yodea“ zu erleben, in einer neuen Fassung für das Friedrichstadt Palast-Ensemble.

Ein schillernder Name aus den Ankündigungen ging etwas unter: die österreichische ESC-Dragqueen Conchita Wurst alias Tom Neuwirth hat Popsongs für diesen Abend komponiert, die sich in diese Nummernrevue einfügen.

Schade ist, dass einige Zuschauer das Fotografie-Verbot und Urheberrecht nicht beachten, obwohl eingangs in der launigen Begrüßung auf Deutsch und Englisch darauf hingewiesen wurde. Wie ein Kampf gegen Sisyphos mutet es da an, dass einige Service-Mitarbeiter*innen des Palastes mit ihren iPads immer wieder durch die Zwischengänge laufen und auf ihren Displays unmissverständlich durchgestrichene Kameras zeigen. Die bornierten Handyvideo-Filmer störte das nicht im geringsten, den Genuss an der sehenswerten Show trübte es für den Rest des Publikums leider doch. Gut, dass das Service-Team bei der letzten Nummer vor der Pause dazu überging, einen notorischen Filmer, der eine Stunde lang immer wieder besonders umständlich Videos der Show filmte, auch persönlich anzusprechen.

Bild: Nady El-Tounsy

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