Lars Eidinger – Sein oder Nichtsein

Kaum ein Schauspieler polarisiert so wie Lars Eidinger: Die einen pilgern zu seinen Schaubühnen-Abenden. Wenn er sich in die Titelrollen des „Hamlet“ (2008) oder des „Richard III.“ (2015) wirft, sind die Tickets blitzschnell ausverkauft und die Schlangen an der Abendkasse lang. Seine Fans feiern die Spielfreude und Improvisationslust, mit der Grenzen austestet und das Publikum provoziert. Die anderen werfen ihm Selbstdarstellungssucht und Narzissmus vor und verdrehen die Augen über sein Instagram-Profil, das er nach Shitstorms wegen Fotos mit Designer-Tasche vor Obdachlosen-Unterkunft gelöscht hat.

Diese Kontroverse tippt Reiner Holzemer in seiner Doku „Lars Eidinger – Sein oder Nichtsein“ nur an einigen Stellen kurz an, am deutlichsten, als er an die „Krokodilstränen“-Vorwürfe nach einer emotionalen Berlinale-PK im Februar 2020 erinnert. Der Filmemacher konzentriert sich stattdessen ganz darauf, Eidinger bei den Proben zu seiner „Jedermann“-Rolle bei den Salzburger Festspielen 2021 zu zeigen und Ausschnitte seiner erfolgreichsten Inszenierungen einzustreuen.

Lars Eidinger als Richard III.

„Lars Eidiger – Sein oder Nichtsein“ ist deshalb eine klassische Theaterdoku, die sich vor allem an zwei Zielgruppen richtet: an die treuen Fans, die einige Anekdoten und ein paar Häppchen über Eidingers Arbeitsweise serviert bekommen, und an diejenigen, die Eidinger noch nie live auf der Bühne erlebten und einen ersten Eindruck bekommen, was sie erwartet. Wirklich Neues hat die Doku aber nicht zu bieten: Privates spart der Film komplett aus und zum künstlerischen/beruflichen Schaffen gibt es keine neuen Erkenntnisse, nur gut geschnittene Erinnerungsschnipsel und die erwähnten Proben-Eindrücke, die ein bisschen hinter den Kulissen schnuppern sowie wohlmeinende Soundbites von Eidingers prominenten Freunden und Kollegen.

Bilder: Reiner Holzemer Film

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