Schrott-Etüde

Mit der Kranetüde und Wasserski-Stunts auf dem Müggelsee endete die vergangene Spielzeit. Florentina Holzinger setzt ihre Études-Serie gleich zum Spielzeitauftakt fort. Am anderen Ende der Stadt, auf dem Coubertinplatz mit dem Olympiastadion von 1936 im Rücken, dreht sich in den kurzen 30 Minuten diesmal alles um das Element Feuer.

Betont langsam ist das Crescendo. Die meiste Zeit passiert erstaunlich wenig: Sibylle Fischer ist wieder als Nacktdirigentin von Katharina Ernst und Anja Müller (Drums und Percussion) mit ausladenden Bewegungen in Aktion, über den Bühnenrand flitzen nackte Tänzerinnen, die Schrottplatz-Inventar hinter sich herzerren. Eine Auto kurvt in gefährlicher Seitenlage über den Platz, an dessen Längsseite das sehr junge, überwiegend englischsprachige Publikum so dicht gedrängt steht, dass die Sicht deutlich eingeschränkt ist. Das war am Strandbad Müggelsee besser gelöst.

Dann kommt doch noch dieser spektakuläre Holzinger-Moment, auf den alle warteten. Ein Wrack kracht von einem Kran aus enormer Höhe mit gewaltigem Wumms zu Boden und geht in Flammen auf. Ganz in schwarz schreitet eine Armada aus Stunt-Frauen, die dem Film „Rodéo“ entsprungen scheinen, über den Platz und geht ebenfalls in Flammen auf, bevor die zahlreichen Helfer mit der Löschaktion begannen.

Ihren Fans bot Holzinger eine weitere spektakuläre Fingerübung, diesmal in Kooperation mit dem Schinkel Pavillon, einem Kunstverein in der Oberwallstraße/Berlin-Mitte. Mit dem Wetter hatten sie gewaltiges Glück: Constanze Becker, Tilo Nest und die „Big Brecht“-Band des Berliner Ensembles traten gestern vor frierendem Publikum in Regenmänteln auf, heute begann die Show bei angenehmeren Temperaturen mit ein paar Wolken in der Abenddämmerung.

Bild: Mayra Wallraff

 

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