Drag Glam Berlin

Das BKA Theater am Kreuzberger Mehringdamm wird 35 und gönnte sich zum Jubiläum eine „Drag Glam Revue“, die ganz auf Jade Pearl Baker zugeschnitten ist. Auf der Kleinkunst-Bühne im 5. Stock lernte sie auf High Heels zu laufen und durfte sich in Late Night-Shows ausprobieren, einem größeren Publikum ist sie seit Jahren auch aus der Casting-Show „The Voice of Germany“ und Bastian Krafts „ugly duckling“, das auch während der Intendanz von Iris Laufenberg im Repertoire des Deutschen Theaters Berlin bleiben wird.

Mit ihrem ruppigen Berliner Charme führt sie durch die Nummernrevue, die Johannes Kram (Regie und Buch) und Ex-Malediva-Pianist Florian Ludewig konzipiert haben. Ca. 1/3 der Songs hat dieses Duo, das zuvor auch schon die „Operette für zwei schwule Tenöre“ für das BKA Theater realisierte, neu geschrieben. Den Rest bestreiten bewährte Hits aus und über Berlin. Melancholisch-dunkle Songs wie Volker Ludwigs „Du bist schön, auch wenn Du weinst“ aus der „Linie 1“ oder „First we take Manhattan, then we take Berlin“ von Leonard Cohen passen am besten zur Stimme von Jade Pearl Baker. Für eine Version von „Schwarz zu Blau“ von Peter Fox überlässt sie den drei attraktiven, langbeinigen Dragqueens Aniello Saggiomo, Benedikt Peters und Christopher Tim Schmidt die Bühne, die sie als Background-Chor und mit Choreographien des Duos Michael Heller/Christopher Bollam unterstützen.

Die zweistündige Revue lebt neben den tollen Songs vor allem von den Zwischenmoderationen, in denen Jade Pearl Baker diverse Themen streift: mal geht es um die von Rechtspopulisten geschürte Empörung über eine Dragqueen-Lesung in der Münchner Stadtbibliothek, mal um die Hassliebe der Berlin-Touristen aus der Provinz, die sich über den Dreck empören und auf die kreativen, glamourösen Freiräume des Nachtlebens neidisch sind. Nach der Premiere vor knapp einer Woche kritisierte der Tagesspiegel noch, dass die erste Hälfte wie aufgesagt klinge, sich Jade Pearl Baker erst in der zweiten Hälfte frei spiele. Bei der gestrigen Vorstellung war die Revue schon wesentlich besser im Fluss, die Dragqueen von Beginn an im Zentrum des Abends präsent.

Leider findet heute schon die vorerst letzte Vorstellung statt, eine Wiederaufnahme von „Drag Glam Berlin“ wäre wünschenswert.

Bild: Jörn Hartmann

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