Mann ist Mann

Für ihre aktuelle Koproduktion mit dem Berliner Ensemble suchten sich die Studentinnen und Studenten der HfS Ernst Busch ein selten gespieltes Stück des Ahnherrn der Bühne am Schiffbauerdamm aus: Bertolt Brecht bezeichnete sein vielfach umgeschriebenes Stück „Mann ist Mann“ als Lustspiel, befasst sich aber mit sehr ernsten Themen trauriger Aktualität.

Im Mittelpunkt des Stücks steht der Packer Galy Gay (Nele Trebs, ihre beiden älteren Brüder Theo und Enno sind dem Theater- und Kinopublikum vertraut), der zu wenig Rückgrat hat und immer nur ja sagt. Von den Soldaten, die zufällig seinen Weg kreuzen, wird er gedrängt, vorübergehend eine falsch Identität anzunehmen, um den Sergeant am Zählappell zu täuschen. Der Abend erzählt, wie die Manipulation immer rücksichtsloser wird und Galy Gay alias Jeraiah Jip „ummontiert“ und zur Kampfmaschine abgerichtet wird.

Der junge Regisseur Max Lindemann, der am Berliner Ensemble in dieser Spielzeit auch schon eine Sibylle Berg-Uraufführung inszeniert und die szenische Lesung des Romans „Fremd“ eingerichtet hat, betont die farcehafte Komik des Plots. Mit viel Tempo und Slapstick beginnt der 100 Minuten lange Abend im Neuen Haus des BE, nur langsam verdüstert sich die Atmosphäre.

Schon in der Cross-Gender-Besetzung der männlichen Hauptfigur ist das Spiel mit Rollenklischees angelegt. So tragen einige Soldaten Röcke zum figurbetonten Tank Top und schon die erste Szene zwischen Gay und seiner Frau (Dominikus Weileder) parodiert machohafte Übergriffigkeit.

Das Wichtigste an den Nachwuchsarbeiten der Ernst Busch-Jahrgänge, die in Zusammenarbeit mit den großen Berliner Häusern stehen, dass es keine Nebenrollen gibt, sondern das gesamte Ensemble die Chance hat, sich zu zeigen. Das ist bei „Mann und Mann“ durchaus der Fall, auch wenn Brechts Farce dramaturgisch nicht so ausgefeilt ist wie spätere Werke. Das dürfte der wesentliche Grund sein, warum dieses Stück so selten zu ist.

Bilder: Moritz Haase

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