Im Sommer 2023 sorgte der angekündigte Auftritt einer Dragqueen in der Münchner Stadtbibliothek. Die CSU und besorgte Eltern schäumten, dass die Kinder bei der geplanten Lesung einer Frühsexualisierung ausgesetzt seien.
Meo Wulf, nonbinär und in dieser Spielzeit bereits am Berliner Ensemble sowie an der Volksbühne zu sehen, greift die Empörung als Rahmenhandlung für eine Soloperformance im Roten Salon der Volksbühne auf. In knapp 100 Minuten erzählt Dragqueen Meo Wulf, wie sie sich auf die Lesung vorbereitet, plaudert sich durch den Alltag und performt einige Lipsync-Einlagen.
Das plätschert ganz gefällig vor sich hin. Auch mattere Gags über Uschi Glas werden vom Freitag Abend-Publikum in der ausverkauften Nebenspielstätte sehr dankbar belacht. Fahrt nimmt die kleine Solo-Show auf, als Meo Wulf zur eigentlichen Lesung ansetzt, die Kostüme noch häufigrer wechselt, ein Rad schlägt und ganz beiläufig auch noch über Nonbinärität und Queerness aufklärt.
Ganz zum Schluss stürmt noch eine empörte Mutter auf die Bühne, die auf die Dragqueen einbrüllt, dann aber unter dem Kleid ein Kostüm in den schillerndsten Regenbogen-Farben hervorzaubert und zu einem Duett ansetzt.
Sally – Mein Leben im Drag bietet eine charismatische Hauptdarstellerin, ist dramaturgisch aber noch ungeschliffen. Nächste Vorstellungen im Roten Salon am 2. und 23. März 2024.
Bild: Meo Wulf