Von der Solidarität unter Außenseitern erzählt der brasilianische Regisseur Marcelo Caetano in seinem zweiten Spielfilm „Baby“. Im Zentrum steht der 18jährige Wellington (João Pedro Mariano), der zu Beginn des Films aus dem Jugendknast entlassen wird, aber in der Metropole Saõ Paulo ganz auf sich gestellt ist. Seine Eltern haben den Kontakt zu ihm abgebrochen und sind weggezogen.
Er trifft auf Ronaldo (Ricardo Teodoro), der vom Alter her sein Vater sein könnte und sich als Sexarbeiter und Drogendealer durchschlägt. Der erfahrene Sexworker bietet Wellington an, ihn ins Business einzuführen und für „Dreier“ zu Kunden mitzunehmen, die auf „Frischfleisch“ stehen. Daher auch der Kosename „Baby“ für den jungen Kollegen. Anfangs steht natürlich der unverbrauchte Körper im Fokus von Ronaldo, nach und nach entwickeln sich aber echte Fürsorge und Freundschaft.
„Baby“ erzählt in einer recht langsamen Aneinanderreihung von Szenen, wie sich Wellington trotz aller Härten und Negativ-Erfahrungen eine Wahlfamilie aufbaut und mit der biologischen Familie ausspricht. So endet der Film auch unerwartet fröhlich und hoffnungsvoll. Die Erzählweise ähnelt vielen anderen queeren Emanzipationsdramen, als Vorbild nannte der Regisseur vor allem Wong Kar-Wai mit „Happy Together“.
Bereits 2017 begann Caetano mit der Arbeit an seinem Film. Das Drehbuch, das er gemeinsam mit Gabriel Domingues schrieb, überarbeitete er während der Regierungsjahre des mittlerweile Rechtspopulisten Bolsonaro mehrmals.
Premiere hatte „Baby“ im Mai 2024 in Cannes in der Semaine de la Critique außerhalb des offiziellen Programms, dort wurde Hauptdarsteller João Pedro Mariano mit dem Rising Star Award der Louis Roederer Foundation ausgezeichnet. Nach diversen weiteren Festival-Einladungen (z.B. Hamburg, London, San Sebastian) bringt Salzgeber den Film am 20. März 2025 in wenigen Kinos heraus.
Bild: Aline Arruda