Sehr behäbig startet „Sinners“ von Ryan Coogler: der Regisseur und Drehbuchautor nimmt sich alle Zeit, diverse Nebenfiguren einzuführen, und lässt den Film als Sozialstudie über das Leben der Schwarzen im US-Bundesstaat Mississippi dahinplätschern.
Fahrt nimmt der Film erst auf, als Blues-Gitarrist Sammie (Miles Caton) und seine Cousins, die Zwillinge Stack und Smoke (Michael B. Jordan in einer Doppelrolle) in einer Scheune angekommen sind, in der sie eine rauschende Black Empowerment-Party zelebrieren.
Mit einer Volte biegt das Drama nun Richtung Splatter-Horror-B-Movie ab. Ein Trio irischer Folksänger klopft und säuselt antirassistische Versprechungen von einer großen Gemeinschaft ohne Ausgrenzung. Doch die Schwarzen bleiben zurecht skeptisch: es handelt sich um Vampire, die ihr Fleisch in die Hälse der Schwarzen schlagen und sie ausbluten lassen. Coogler schließt in seiner Parabel den Rassismus mit Vampir-Zombies kurz.
Wieder einmal schafft es Coogler, seine Themen von der Unterdrückung der Black Community und Empowerment ins Hollywood-Mainstream-Kino einzuschleusen. Mit den beiden „Black Panther“-Marvel-Blockbustern konkurrierte er um die Oscars und ließ die Kassen klingeln. So erarbeitete er sich die Freiheit, mit „Sinners“ (im deutschen Verleih merkwürdigerweise zu „Blood & Sinners“ verlängert) ein eigenes Projekt entwickeln und realisieren zu können.
Heraus kommt ein Film, der in der ersten Hälfte sehr viel Geduld erfordert und im zweiten Teil kopfüber in den Splatter eintaucht. Die SZ fühlte sich an „From Dusk till Dawn“ erinnert, den Quentin Tarantino vor knapp dreißig Jahren herausbrachte, ZEIT Online sieht „Blacula“ (1972), eine der ersten Schwarzen Umdeutungen im Horror-Genre als Vorbild. Bemerkenswert ist, wie Coogler es immer wieder gelingt, ein Mainstream-Publikum im Action-Unterhaltungskino mit seinen Themen und Thesen zu konfrontieren.
„Blood and Sinners“ startete am 17. April 2025 in den deutschen Kinos.
Bilder: Warner Bros. Pictures