Mit dem Preis für den besten Dokumentarfilm wurde im Mai 2024 in Cannes Raoul Peck für „Ernest Cole: Lost and Found“ ausgezeichnet.
Kurz vor seinem 50. Geburtstag starb der Fotograf und Aktivist Ernest Cole obdachlos und fast vergessen in New York. Erst 2016 wurde ein großer Teil seines verschollen geglaubten Werks unter bis heute ungeklärten Umständen in einem Stockholmer Bankdepot entdeckt und an die Familienstiftung der Erben übergeben.
Das große Thema, mit dem Cole bekannt wurde, waren Foto-Reportagen über das Apartheid-Regime seiner Heimat Südafrika. Im Stil seines Vorbilds Henri Cartier-Bresson zeigte er anhand beiläufiger Alltagssituationen sehr eindrucksvoll, was die Apartheid für die Schwarzen bedeutete. Regisseur Peck und seine Editorin Alexandra Strauss haben zahlreiche Fotos in ihren Film montiert, die Südafrika als einen „Land voller Schilder“ erscheinen lassen, wie es einmal aus dem Off heißt. An jeder Ecke Verbote: Nur für Weiße!
Die Off-Stimme stammt vom Schauspieler und Rapper LaKeith Stanfield, der die Aufnahmen und Lebensstationen mit einem Monolog von Ernest Cole begleitet: zum Teil sind es dessen Aufzeichnungen, meist aber ein autofiktionaler Text des Regisseurs Peck auf Grundlage von Gesprächen mit Weggefährten und Angehörigen.
„Ernest Cole: Lost and Found“ ist ein Black Empowerment-Filmessay und erinnert auch stilistisch sehr an die James Baldwin-Hommage „I am not your negro“ (2017) von Raoul Peck. Nach der Uraufführung in der Reihe Séances spéciales hatte das Ernest Cole-Porträt im Oktober 2024 seine Deutschland-Premiere beim Filmfest Hamburg. Am 17. April 2025 brachte ihn Salzgeber in die deutschen Kinos.
Bild: Ernest Cole