Borg/McEnroe

Von solchen Duellen lebt der Sport: hier der strahlende Seriensieger, dort der aggressive Newcomer. In der vorigen Bundesliga-Saison stürzten sich die Medien auf das Duell des Rekordmeisters aus Bayern und der von einem österreichischen Getränke-Magnaten gesponserten jungen, erfolgshungrigen Mannschaft aus Leipzig.

Echte Antipoden wünschen sich die Gazetten und die Zuschauer. Besonders perfekt passte das Duell zwischen Björn Borg und John McEnroe in dieses Raster. Hier der so kontrolliert wirkende Schwede, der für seine spielerische Eleganz bewundert, wegen seiner stoischen Rolle als „Ice-Borg“ gefürchtet und karikiert wurde, und Ende der 1970er Jahre auf dem Zenit seiner Karriere als unbestrittene Nummer Eins vier Mal in Folge den Wimbledon-Titel gewann. Dort der exzentrische John McEnroe, der Buhmann aus New York, der mit Flüchen und Kraftausdrücken seiner Wut freien Lauf ließ, und im Sommer 1980 an Borgs Thron sägte.

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Janus Metz Pedersen drehte eine Mischung aus Psychodrama, Biopic und Sport-Nostalgie-Film: in langen Rückblenden läuft sein Film „Borg/McEnroe“ auf den Fünf-Satz-Krimi zu, bei dem Borg noch einmal knapp die Oberhand behielt.

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Das Interessante daran ist, dass das Publikum erfährt, dass Borg (gespielt vom Schweden Sverrir Gudnasson) hinter der Fassade ein brodelnder Vulkan war, der von seinem Trainer (gespielt von Stellan Skarsgård) erst mühsam dazu gebracht werden musste, sein aufbrausendes Temperament zu zügeln. McEnroe (verkörpert von Hollywood-Star Shia LaBoeuf) stand als Kind unter dem Druck seiner Helikoptereltern und schrie seine aufgestauten Aggressionen auf dem Platz heraus.

Makel dieses Films ist, dass der Antagonismus der Sportler etwas zu klischeehaft gezeichnet und mit zu viel Pathos angereichert ist. Besonders nerven die Reporter-Kommentare zu den von Doubles nachgestellten Wimbledon-Ballwechseln.

Wenn man ein gewisses Maß an Interesse für Profi-Tennis und die Historie dieses Sports mitbringt, lässt sich „Borg/McEnroe“ als netter Unterhaltungsfilm gut konsumieren.

„Borg/McEnroe“ eröffnete am 7. September 2017 das Festival in Toronto und startete am 19. Oktober 2017 in den deutschen Kinos.

Bilder: Universum Filmverleih

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