Eine griechische Trilogie

Selten sind so viele hochkarätige Schauspielstars an einem Abend auf der Bühne versammelt. Constanze Becker, Andreas Döhler, Caroline Peters, Stefanie Reinsperger und Martin Wuttke zu erleben, das ist eigentlich ein Geschenk für jeden Theater-Freund.

Leider ist dieses Ensemble bei der „Griechischen Trilogie“, die Simon Stone in gewohnter Manier aus der Komödie „Lysistrata“ von Aristophanes sowie den Tragödien „Die Bakchen“ und „Die Troerinnen“ des Euripides sampelt, maßlos unterfordert. Stone bietet wie üblich eine radikale Überschreibung der Vorlagen. Die Motive aus den antiken Stoffen sind nur noch in homöopathischer Dosis in einem Mash-up aus sehr heutiger Sprache mit viel Small-Talk und Slang, die oft mit TV-Soaps verglichen wird.

Der boulevardkomödien-hafte Einstieg ist noch recht vielversprechend. Die Frauen haben die Bühne zunächst ganz für sich. Neben den bereits genannten Spielerinnen erleben wir in den Auftaktszenen Judith Engel, Kathrin Wehlisch und Carina Zichner. Hinter einer Glaswand zicken sie sich an, hacken auf ihren Schwächen (gescheiterte Beziehungen, kleine Schönheitsfehler) auf einander herum. Sie wollen ein Leben in einer feministischen Kommune beginnen: ohne Männer, ohne moderne Technologie, 100 % öko als Selbstversorgerinnen.

Die vereinzelten Lacher werden im Lauf der zähen zwei Stunden noch weniger. Die durch Blacks getrennten Szenen führen eine unübersichtliche Vielzahl neuer Figuren ein. Die Dialoge bleiben, wie bei Stone schon mehrfach leidvoll zu erfahren war, oft banal. Statt Schauspielkunst zu viel Geplapper vor der Glaswand. Diese steht symbolisch für den gesamten Abend: die Figuren kommen uns nicht nah.

Nach der Pause rechnet Stone mit dem Patriarchat ab: die Frauen bleiben über lange Zeit im Hintergrund. Die Männer – außer den bereits Genannten wirken Peter Luppa, Tilo Nest, Samuel Schneider und Aljoscha Stadelmann mit – stehen verloren an der Rampe. Ohne die Frauen sind sie hilflos. Der holzschnittartige Ansatz des Abends mündet in ein Gemetzel voller Kunstblut. Minutenlang wird einer nach dem anderen von den weiblichen Rächerinnen dahingemetzelt.

In einer unfreiwilligen Slapstick-Einlage rutschte Regisseur Simon Stone beim Schluss-Applaus auf den Kunstblut-Pfützen aus. Ein letzter Eindruck, der symptomatisch für eine missglückte Uraufführung steht.

Bilder: Thomas Aurin

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